KBA-Mödling : Aus für Bogenoffsetmaschinen-Sektor bis Dezember?

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Sie kamen, um zu lernen. Und sie lernten schnell: Bis zu 25 deutsche Mitarbeiter gleichzeitig lernten österreichische Kollegen über die Sommermonate im Mödlinger Druckmaschinenwerk an. Auf Maschinen und Montagelinien, die Mitte August zum Teil bereits nicht mehr existent sind: Genau wie das dazugehörige Know-how sind sie bereits ins deutsche Koenig & Bauer-Werk Radebeul übersiedelt.

Die komplette Montage der Bogenoffsetaggregate – Unterbau, Anleger und Greifer – wird nach Sachsen verlagert, nachdem ein dreitägiger Arbeitskampf Mitte Februar die Sparpläne des deutschen Druckmaschinenbauers bei der Österreich-Tochter nur marginal korrigierte: 385 Stellen gehen in Mödling und Ternitz verloren, letzteres Werk wird ganz geschlossen.

Nun sind schon ganze Montagebereiche des Bogenoffsetbereichs verlagert. Die Unterbautenmontage sowie die Fertigung von Zahnrädern und Buchsen ist fast zur Gänze weg. Im September „gehen hier die letzten Maschinen raus“, heißt es in Mödling. Auch bei den Anlegern geht es jetzt Schlag auf Schlag.

„Ein Großteil der Verlagerung könne 2014 abgeschlossen werden“, sagt Koenig & Bauer-Konzernsprecher Klaus Schmidt dem INDUSTRIEMAGAZIN. Die Verlagerungen aus Ternitz könnten im ersten Halbjahr 2015 „etwas früher abgeschlossen werden als ursprünglich geplant“, sagt Schmidt.

Mitarbeiter fürchten weitere Kündigungswelle

Mitarbeiter fürchten, der massivste Abgang stünde im vierten Quartal bevor. Von der ersten Kündigungswelle im Juli waren 40 Mitarbeiter betroffen. Die Vermutung, der Betrieb wolle die größte Last der Restrukturierung „in das heurige Geschäftsjahr packen“, um im nächsten Jahr die Basis für ein gutes Wirtschaften sicherzustellen, liegt für manchen Mitarbeiter in Mödling nah.

„Den Verlagerungsprozess kann man nur eingeschränkt beschleunigen“, relativiert man bei Koenig & Bauer. Mitten in die Verlagerung platzte zuletzt eine Personalie. Zum 31. Juli verließ KBA-Mödling-Vorstand Leopold Achatz „im gegenseitigen Einvernehmen“, wie es seitens des Konzerns heißt, das Unternehmen. Das Verhältnis mit Würzburg soll zuletzt „belastet“ gewesen sein, erzählt ein Mödlinger Mitarbeiter hinter vorgehaltener Hand.

Das Ruder des mit 1. August in eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung umfirmierten Unternehmens übernahmen zwei langjährige Mitarbeiter: Technischer Geschäftsführer ist nun der bisherige Betriebsleiter Rudolf Vogl, 51. Die kaufmännische Geschäftsleitung übernahm der langjährige Leiter des Finanzwesens, Robert Galik (42). Von der Umorganisation der bisherigen AG in eigenverantwortliche Geschäftseinheiten unter dem Dach einer Konzernobergesellschaft – gesellschaftsrechtlich soll die Neuorientierung bis zur Hauptversammlung im Mai durch sein – erwartet sich der Vorstand „bessere Ergebnisse“ und eine „höhere strategische Flexibilität“.

Kampf ums Überleben

Auf die neue Mödlinger Führung warten jedenfalls die alten Brocken, darunter die schweren personellen Anpassungen. „Und sie wird um das Überleben des Wertpapiersegments kämpfen müssen“, heißt es in Mödling. Mitarbeiter fürchten, der Wertpapiermarkt hätte die Mödlinger wegen des Sparkurses der Konzernmutter „bereits abgestraft“.

Der Sparkurs von KBA betreffe das Wertpapiergeschäft „nur am Rande“ und habe „auf das Kundenverhalten keinen negativen Einfluss“, gibt allerdings Koenig & Bauer-Konzernsprecher Klaus Schmidt zu Protokoll. Im Gegenteil, die Kunden würden sich „einen verlässlichen und finanziell soliden Partner“ wünschen, „der rechtzeitig auf Marktveränderungen

reagiert“, sagt er.

Der Auftragseingang im Wertpapierbereich bewege sich „im Rahmen unserer Planungen“, so Schmidt. Dabei komme es in der aktuell etwas instabilen politischen und Weltwirtschaftslage „hin und wieder auch zu kundenseitigen Verzögerungen bei den Bestellungen“.

Im Vorjahr schrieb der Koenig & Bauer-Konzern tiefrote Zahlen. Vor Steuern türmte der Maschinenbauer einen Verlust von 138,1 Millionen Euro auf. Im ersten Halbjahr 2014 legten die Deutschen bei Aufträgen (plus 2,6 Prozent) und Umsatz (plus 3,1 Prozent) leicht zu. Das Segment Bogenoffset steigerte seinen Umsatz um 4,3 Prozent.

Suche nach Investor läuft

Den im Frühjahr prognostizierten Konzernumsatz von 1 bis 1,1 Milliarden Euro hält Koenig & Bauer-Vorstand Claus Bolza-Schünemann für weiterhin erreichbar. Erste kostenseitige Entlastungen aus dem zu Jahresbeginn eingeleiteten Kostensenkungsprogramm Fit@All erwartet Bolza-Schünemann „in der zweiten Jahreshälfte“.

In den letzten Monaten sei man bei der „Kapazitätsanpassung an den Produktionsstandorten und der Konzentration gleichartiger Fertigungsinseln an jeweils nur einem Standort gut vorangekommen“, heißt es bei den Deutschen. Hohe Rückstellungen für die „Restrukturierungsaufwendungen und Neubewertungen“ seien bereits im Konzernergebnis 2013 berücksichtigt. Suche nach Investor läuft.

Im Mödlinger Werk gehen die Mitarbeiter indes konsequent und konzentriert ans Tageswerk. Obwohl am Ende des Tages „wohl der Arbeitsplatz verloren ist“, heißt es in Niederösterreich. Die Hoffnung, dass noch heuer ein Investor nach Mödling gelotst werden kann, der leergewordene Hallen für den Aufbau einer Fertigung nutzt und Teile der KBA-Belegschaft übernimmt und auch an KBA liefert, gibt im niederösterreichischen Unternehmen indes manch einer noch nicht auf. „Das wäre unser Wunschgedanke“, meint ein Mitarbeiter. Nur so könne man in der Montage „effizient arbeiten“, heißt es in Mödling.

Es gebe Gespräche mit „Interessenten, die Teile des Werkes nutzen möchten“, bestätigt Koenig & Bauer. Wie sie laufen, erschließt sich zumindest für einen Mitarbeiter in Mödling derzeit aber nicht: „Über die Gespräche, die laufen, hört man nichts Positives, aber auch nichts Negatives“.