Kommentar : "Ausgleichsenergiekosten explodieren um 550 Prozent"

Die von Energieregulator Walter Boltz getätigten Aussagen, dass er die vorliegenden durch Studien bestätigten Zahlen der IG Windkraft ein "bissl komisch“ findet, sind aus objektiver Sicht nicht nachzuvollziehen und für eine mit der Regulierung beauftragten Institution nicht tragbar. Boltz behauptet, dass die hohen Kosten für Regel- und Ausgleichsenergie durch Wind- und Sonnenenergie verursacht werden. Diese Aussage ist falsch und ist bereits durch mehrere Studien widerlegt. Auch die aktuelle Studie von Jürgen Neubarth von e3-consult widerlegt dies.

Die Windkraftleistung in Österreich hat sich zwischen 2010 und 2014 verdoppelt. Die Regelenergiemengen sind sogar um vier Prozent gesunken. Rechnet man den ungewollten Austausch noch hinzu, ist die Regelenergiemenge maximal um 28 Prozent gestiegen. Die gesamten Regelenergiekosten haben sich jedoch mehr als verdoppelt. Die Kosten für Ausgleichsenergie der Abwicklungsstelle für Ökostrom (OeMAG) sind im selben Zeitraum sogar um 547 Prozent gestiegen. Die Regel- und Ausgleichsendergiekosten sind daher exorbitant im Vergleich zu den Regelenergiemengen gestiegen.

Interessant ist in diesem Zusammenhang auch, dass gerade in jenen Ländern mit sehr hohem Windstrom- und hohem PV-Stromanteil (wie Deutschland, Spanien oder Dänemark) die spezifischen Ausgleichsenergiekosten bei rund einem Zehntel der österreichischen Kosten liegen und das trotz des im Vergleich viel geringerem Wind- und PV-Anteils in Österreich. Das Preisniveau der gesamten Regelenergiekosten ist in Deutschland um zwei Drittel niedriger.

Walter Bolz behauptet, dass ohne Windstrom- und PV-Strom-Einspeisung die Regelenergiekosten wieder bei 70 Millionen Euro lägen. Die exorbitanten Regelenergiekosten in Österreich haben, wie oben ausgeführt, jedoch mit der Windstromeinspeisung sehr wenig zu tun, sondern sind in hohem Maß auf den fehlenden Wettbewerb zurückzuführen.

Aufgrund einer Gesetzesänderung des ElWOG 2010 führte die E-Control im Jahr 2012 eine marktbasierte Beschaffung von Sekundärregelleistung ein und änderte die Systematik zur Berechnung der Ausgleichsenergiepreise. Die E-Control hatte also genügend Zeit ein passendes Marktdesign zu entwerfen. Der Versuch des Regulators mit Anfang 2012 einen Markt für Regelenergie einzuführen ist aber komplett daneben gegangen. Der erhoffte Wettbewerb ist bisher wie befürchtet weitgehend ausgeblieben. Ein bis heute anhaltender Preisanstieg hat mittlerweile zu einer Verdoppelung der jährlichen Kosten auf 203 Millionen Euro im Jahr 2014 geführt. Ohne Aktivitäten der Austrian Power Grid (APG), die für die Regelenergiebeschaffung verantwortlich ist, wären die Kosten noch um 40 Millionen Euro höher. Auch wenn Walter Boltz immer wieder behauptet, dass die Regelenergiekosten durch die Windenergie verursacht sind, ist diese Aussage dennoch fundamental falsch. Vielmehr dürfte es an der Hilflosigkeit des Regulators liegen, nach drei Jahren noch immer keine adäquaten Marktbedingungen als Rahmen zur Verfügung stellen zu können.

Aufgrund der Tatsache, dass in Österreich die Regelenergiekosten dreimal höher sind als in Deutschland, stellt sich die Frage warum der Regulator, wenn er den Markt nicht in den Griff bekommt, nicht ähnlich den Wertpapierbörsen eingreift, um weitere devastierende Kostenentwicklungen zu stoppen. Anderen den schwarzen Peter zuzuschieben um abzulenken, statt durch eigene Verantwortung aktiv zu werden, hat wohl eher etwas mit „tarnen und täuschen“ zu tun als mit aktivem Handeln. Die E-Control muss endlich Rahmenbedingungen schaffen und Strukturen etablieren, die einen kosteneffizienten Regel- und Ausgleichsenergiemarkt auf internationalem Niveau und damit deutlich günstigerem Niveau ermöglichen.

Stefan Moidl ist Geschäftsführer der IG Windkraft.