RWE Hauptversammlung : "Bedingungen verschlechtern sich schneller als wir gegensteuern können"
Terium wolle den größten Stromerzeuger Deutschlands dabei weiter umbauen. "Dafür braucht es Zeit", sagte RWE-Chef Terium vor den Aktionären auf der Hauptversammlung. Dort herrscht Krisenstimmung, wie viele, die der Versammlung beiwohnen, auf Twitter berichten.
Mittelfristig werde RWE aber wieder auf einen Wachstumskurs zurückkehren. Der Versorger wolle sich neben der Stromerzeugung auf Erneuerbare Energien, das Netzgeschäft und Vertrieb konzentrieren und sein Geschäft auch außerhalb Europas ausbauen. Es wird aber kritisiert, dass RWE bisher "recht orientierungslos durch die Energiewende taumele", so ein Besucher.
RWE hatte 2013 nach hohen Abschreibungen auf seine Kraftwerke einen Verlust von 2,8 Milliarden Euro eingefahren, konnte im vergangenen Jahr aber mit einem Plus von 1,7 Milliarden Euro in die Gewinnzone zurückkehren. Das Betriebsergebnis lag bei vier Milliarden Euro. Terium bekräftigte die Prognose für 2015, wonach das Betriebsergebnis wegen der fallenden Strom-Großhandelspreise weiter auf bis zu 3,6 Milliarden Euro schrumpfen könnte. Zur Dividende für 2015 will sich RWE im Jahresverlauf äußern. Für 2014 gab es eine stabile Ausschüttung von einem Euro je Aktie.
Schwere Kritik an Klimaabgaben
Scharf ins Gericht ging Terium mit den Plänen der deutschen Bundesregierung, ältere Kohlekraftwerke aus Klimaschutzgründen stärker zu belasten. "Die Abgabe würde nämlich das sofortige Aus für einen Großteil der Braunkohletagebau und Braunkohlekraftwerke bedeuten", sagte er. Zehntausende Arbeitsplätze seien gefährdet. RWE ist der größte Kohlestromerzeuger Deutschlands. Die Klimaabgaben gingen dabei an die Substanz, so der RWE-Chef auf der Hauptversammlung.
Die Gewerkschaften IGBCE und Verdi wollen am Samstag in Berlin gegen die Pläne demonstrieren. Auch Umweltschützer planen Aktionen. Sie bauten sich am Donnerstag bereits vor der Grugahalle in Essen auf. "Stoppt Kohlebagger und Klimakiller" war auf einem Transparent zu lesen. "Kohlestrom gefährdet Gesundheit" stand auf einem anderen.
RWE machen wie Eon und zahlreichen Stadtwerken die gefallenen Strom-Großhandelspreise zu schaffen. Durch den Ausbau des Ökostroms und die Überkapazitäten bei den Kraftwerken sind die Preise auf den tiefsten Stand seit Jahren gepurzelt. Anders als Eon strebt RWE keine Aufspaltung in einen Ökostromkonzern und einen für Atom- und Kohlekraftwerke an.
Terium will das Geschäft mit Energiedienstleistungen ausbauen und setzt neben den Kraftwerken auch auf die Einnahmen aus den Strom-und Gasnetzen. Zudem will er das Handelsgeschäft außerhalb Europas ausbauen. Experten des Versorgers beraten die Regierung von Dubai bei der Entwicklung einer Energiestrategie. Zudem spricht RWE bereits seit Monaten mit einem Investor aus dem arabischen Raum über eine Zusammenarbeit. "Bisher wurde keine Vereinbarung unterzeichnet
- von einer Vertraulichkeitsvereinbarung abgesehen", sagte Terium.
RWE ist in Österreich maßgeblich an der Kärntner Kelag beteiligt. Seit 2010 sitzt Österreichs Ex-Bundeskanzler Wolfgang Schüssel (ÖVP) im Aufsichtsrat. (apa/Reuters)