Personalia : „Den familiären Tunnelblick erweitern“

Werner Tessmar-Pfohl, der auch viele Funktionen in der steirischen Industriellenvereinigung inne hatte, wandelte die ursprünglichen „Sattler Textilwerke OHG“ in die Sattler AG um und schuf dadurch eine Rechtsform mit festem Eigenkapital, einem Vorstand sowie begleitender Kontrolle durch einen Aufsichtsrat. Zudem verstärkte er den Vorstand, dem seit 2007 sein Sohn Alexander angehörte, mit Mitgliedern, die nicht aus der Familie stammen. Nach der nunmehrigen Übernahme der Aktienmehrheit am Familienunternehmen schied Alexander Tessmar-Pfohl aus dem Vorstand aus und folgt seinem Vater als Aufsichtsratsvorsitzender nach.

Warum hat Werner Tessmar-Pfohl 2007 den Vorstand mit Mitgliedern verstärkt, die nicht aus der Familie stammen?

Alexander Tessmar-Pfohl Es war immer unser Verständnis, beginnend bei meinem Vater, dass es gut ist, sozusagen nicht nur im eigenen Saft zu schmoren, sondern die Führungsetage auch mit familienfremden Managern zu besetzen. Das ist für ein Familienunternehmen eine sehr weise Vorgehensweise wie ich finde, weil man sich dadurch stark professionalisiert und den familiären Tunnelblick erweitert.

Warum sind Sie aus dem Vorstand ausgeschieden?

Tessmar-Pfohl Ich bin vor allem deshalb nachgefolgt, weil wir seit Jahren ein Projekt am Laufen haben, das mit der Hauptversammlung im nächsten Monat vollzogen wird. Mehr kann ich dazu vorerst nicht sagen, es ist mir in diesem Zusammenhang aber wichtig, dass einer aus der Familie die wesentlichen Entscheidungen trifft, und nicht jemand Familienfremder.

Wie gehen Sie damit um, nicht mehr aktiv im Tagesgeschäft mitzuwirken? Ist dies eine Art von Machtverlust, haben Sie hier keine Bedenken, dass Sie eventuell zu spät merken, dass das Unternehmen etwa in eine falsche Richtung läuft?

Tessmar-Pfohl Grundsätzlich ist diese Frage nicht falsch. Die Anteile der AG sind ausschließlich in privater Hand, und schon mein Vater war jeden Tag im Büro. Er hat sich zwar nicht ins operative Geschäft eingemischt, war aber immer daran interessiert, das Management genau zu kennen und über wesentliche Aktivitäten und Projekte informiert zu werden. Ich werde das genauso handhaben. Ich werde in den wichtigen Meetings dabei sein, und den persönlichen Kontakt zu wichtigen Kunden und Lieferanten halten. Es wird also nicht so sein, dass ich viermal im Jahr auftauche und meine Informationen nur aus dem Aufsichtsratsbericht ziehe.

Wie lange kennen sie die Vorstandsmitglieder, Herrn Pfeilstecher und Frau Wilding, bereits?

Tessmar-Pfohl Der Vorstandsvorsitzende, Herbert Pfeilstecher, ist seit 1994 im Unternehmen – und so lange kenne ich ihn - zumindest vom Sehen her. Natürlich war der Kontakt vorher etwas eingeschränkt, aber ich wusste von Anfang an, dass er auch eine sehr wichtige Rolle für meinen Vater gespielt hat. Seit 2004 bin ich im Unternehmen und habe seitdem ständig Kontakt mit ihm, seit 2007 sitzen wir gemeinsam im Vorstand. Ich habe ihn also sehr gut kennengelernt. Lisbeth Wilding ist knapp nach mir ins Unterehmen gekommen. Sie kommt aus dem Personalbereich, und auch mit ihr hatte ich von Anfang an engen Kontakt. Sie ist seit Anfang 2013 im Vorstand. Ich kenne beide sehr gut, und beide genießen mein vollstes Vertrauen und hohe Wertschätzung. Es ist mir natürlich wichtig, dass keine firmenfremden Menschen das Unternehmen lenken. Herbert Pfeilstecher ist seit 2001 in Vorstand, da war er bereits sieben Jahre im Unternehmen. Die Dinge laufen bei uns also recht langfristig.

Ist es geplant, dass Sie wieder ins Tagesgeschäft einsteigen?

Tessmar-Pfohl Das ist nicht ausgeschlossen, bis auf weiteres gibt es aber keinen konkreten Plan dahingehend. Es sind aufgrund des Ablebens meines Vaters auch einige Dinge in meiner Privatsphäre zu regeln, die ich jetzt übernehmen muss.

Wie lange besteht das Unternehmen insgesamt schon?

Tessmar-Pfohl Seit 1875, es wurde von meinem Ururgroßvater gegründet. Ursprünglich hat es als Handelsunternehmen in Graz begonnen, und so ab 1890 herum gab es die erste Produktion am Standort Gössendorf, das ist auch der Hauptsitz des Unternehmens. Wir produzieren an vier Standorten – zwei sind in Österreich, einer in Norddeutschland und seit 2011 haben wir unsere neueste Produktionsstätte in den USA in North Carolina.

Planen Sie weitere Standorte?

Tessmar-Pfohl Wenn notwendig wird es eine weitere Expansion geben, wir sind aber stark auf Europa fokussiert, wo es aber sehr gesättigte Märkte gibt. In Spanien, Italien und Frankreich ist die wirtschaftliche Lage ja nicht so rosig, dort sind also wenig Steigerungen möglich. Das würde nicht rechtfertigen, dass man die Kapazität ausbaut. Unserer neuester Standort in den USA ist auf jeden Fall der größte Markt für unsere Produkte, da erwarten wir uns in den nächsten Jahren auch das größte Wachstum. Wenn nötig werden wir dort dann auch die Kapazitäten anpassen.