Trotz Russland-Krise : Deutsche Maschinenbauer auf Rekordkurs

Die deutschen Maschinenbauer kontern die Russland-Krise mit guten Geschäften in anderen Märkten. "Russland hat nicht die Kraft, den deutschen Maschinenbau umzuwerfen. Dafür ist Russland nicht wichtig genug", sagte der Präsident des Verbandes Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA), Reinhold Festge, auf der Jahrespressekonferenz in Frankfurt.

Vor allem dank Zuwächsen in den USA, China und den EU-Partnern sei die Produktion in den ersten zehn Monaten um ein Prozent erhöht worden. Die Branche betrachte die Entwicklung aber mit Sorge. Dank florierender Geschäfte andernorts seien die Hersteller auf Rekordkurs. Erstmals seit über 20 Jahren beschäftigen sie auch mehr als eine Million Mitarbeiter.

Rekorde von 2008 übertroffen

"Unterm Strich konnten wir 2014 sowohl beim Umsatz mit 212 Mrd. Euro als auch in der Produktion mit 199 Mrd. Euro die bisherigen Rekordmarken von 2008 übertreffen." Damals lagen die Erlöse bei 208 Mrd. Euro und der Produktionswert bei 196 Mrd. Euro. Im kommenden Jahr wolle die Branche, zu der neben zahlreichen Mittelständlern börsennotierte Konzerne wie ThyssenKrupp, DMG Mori Seiki und Gea gehören, weiter zulegen, kündigte der VDMA-Präsident an. Er bekräftigte die Prognose, wonach die Produktion 2015 um zwei Prozent wachsen soll.

Ursprünglich hatten die Hersteller in diesem Jahr noch mehr angepeilt. Die Ukraine-Krise machte ihnen aber einen Strich durch die Rechnung - im Juli schraubte der VDMA seine Produktionsprognose von plus drei auf plus ein Prozent herunter. Auch jetzt gehöre die Russland zu den Risikofaktoren, sagte Festge. "Hier müssen wir uns auf weitere Rückgänge einstellen, sowohl im direkten Handel mit Russland und der Ukraine als auch in deren Umfeld." In den ersten neun Monaten brachen die Exporte in die Ukraine um ein Drittel und die nach Russland um 16 Prozent ein.

Bei den Absatzländern rutschte Russland für die Anlagenbauer mit Exporten von fünf Milliarden Euro auf Platz Fünf um einen Rang nach unten. Russland mache aber nur rund vier Prozent der Exporte aus, erläuterte Festge. "Aber wir haben Spätwirkungen, dass wir durch dieses Embargo andere Konkurrenten aus anderen Regionen indirekt einladen, in Russland Geschäftskontakte zu entwickeln." Diese würden sich nach der Krise nicht freiwillig aus Russland zurückziehen. "Wir verlieren also Markt."

Maschinenbau profitiert vom Fracking

Doch nicht nur Russland schwächelt. Auch das Geschäft in der ebenfalls von einer Währungsschwäche heimgesuchten Türkei ließ um gut 15 Prozent nach. Wichtigste Auslandsmärkte - die Branche setzt drei Viertel ihrer Maschinen jenseits der Grenze ab - sind China, die USA, Frankreich und Großbritannien. Und hier konnten die Unternehmen mit Ausnahme Frankreichs zulegen. In China zogen die Exporte um zwei Prozent an, in den USA sogar um sechs Prozent. In den Vereinigten Staaten kurbelt die Reindustrialisierung in Folge des Fracking-Gas-Booms die Nachfrage nach Maschinen "Made in Germany" an.

Zu den Gewinnern gehörten auch die Beschäftigten, sagte Festge. Erstmals seit 1993 sind im Maschinenbau wieder mehr als eine Million Mitarbeiter beschäftigt. Im Oktober waren es 1,011 Millionen - 16.000 mehr als im Vorjahresmonat. Dies werde aber nicht ungebremst so weitergehen. "Ich glaube, dass wir eine stabile Bewegung auf sehr hohem Niveau haben werden." (reuters/apa)