Meinung : Die Mär vom Energiesparzwang
Die Mailingaktion kam gerade noch rechtzeitig vorm heiligen Abend. Aber trotzdem spät: Als Anfang Dezember ein Kursanbieter per Verteiler sein Seminarangebot zur Ausbildung „Interner Auditor nach EEffG“ verschickte, waren andere längst einen Schritt weiter: Seit Monaten bringen sich Kursanbieter in Stellung, um unter den ersten zu sein, die Betrieben beim effizienten Energieeinsatz – und der Auditierung – beratend beistehen.
Mehr oder weniger aggressiv wird dann um Kunden gekeilt. Wen wundert´s: Schon länger kämpfen Energieberater ums Überleben. Aus der Branche war schon vor Monaten ein Hilferuf zu vernehmen, als die Politik sich mit der endgültigen Ausformulierung des Gesetzestexts dann doch mehr Zeit ließ – und Beratern damit verwehrte, was sie wie Luft zum Atmen brauchen: Neue Hebel für ihre Dienstleistungen.
Freilich: Strauchelten schon bisher einige, wird das im August verabschiedete Energieeffizienzgesetz (BGBI 72/2012 – EEffG) die alten Probleme der Kursanbieter nicht beseitigen. Denn aus dem erhofften größeren Beratungsbedarf bei KMU, den die schärferen Vorgaben Beratern taxfrei liefern hätten sollen, wurde nichts.
Die wesentlichsten Neuerungen des EeffG betreffen ausgerechnet jene 1200 heimischen Unternehmen, die zu einem großen Prozentsatz ohnehin schon Systeme zur internen Energiemessung installiert haben und sich zurecht als Experten im maßvollen Einsatz von Energie bezeichnen dürfen: Betriebe mit mehr als 250 Mitarbeitern oder solche, deren Umsatz größer 50 Millionen Euro ist, sind im Gesetz berücksichtigt, kleinere Betriebe kommen weitgehend ungeschoren davon. Anders gesagt: An der künstlichen Aufregung über die neuen Vorgaben des Gesetzgebers ist nichts dran. Bis das beim letzten KMU angekommen ist, wird es noch dauern. Schneller ginge es, wenn Berater weniger Nebelkerzen zünden würden.