Eneuerbare Energien : Biomasse-Schmäh: Österreichs Heizkraftwerke sind ineffzient, überfördert, oft unökologisch
Aktive Mitgliedschaft erforderlich
Das WEKA PRIME Digital-Jahresabo gewährt Ihnen exklusive Vorteile. Jetzt kostenlos testen und WEKA PRIME Mitglied werden!
- Zugang zu allen Rankings, Analysen und Hintergrundgeschichten
- Alle WEKA PRIME Artikel & Multimedia-Inhalte unserer 12 Online-Portale
- 1 E-Paper Magazin-Abo Ihrer Wahl
- E-Paper bereits eine Woche früher in Ihrem Posteingang
- “Meine News” - Folgen Sie interessanten Themen & Unternehmen
Sie haben bereits eine PRIME Mitgliedschaft?
Bitte melden Sie sich hier an.
Anton Brunners Hoffnung hängt an etlichen Wenns. Der Bürgermeister der Osttiroler Gemeinde Abfaltersbach verwaltet eine 12-Prozent-Beteiligung an einem Biomasseheizwerk, das derzeit nur mit 60 Prozent Leistung fährt. Doch Brunner hat nur das kleinere Wenn selbst in der Hand: Wer in das neue Siedlungsgebiet am Ortsrand ziehen will, wird zur Wärmeabnahme aus dem Heizkraftwerk verpflichtet, auch das neu errichtete Gemeindezentrum soll angeschlossen werden. Das größere Wenn hängt am Mehrheitseigentümer des Biomassewerks, dem Jalousien- und Markisenhersteller Hella. Hella baut eine neue Produktionshalle und soll dafür endlich genügend Wärme verbrauchen.Bis dato ist das 2008 eröffnete Heizwerk Biomasse Abfaltersbach hoffnungslos überdimensioniert. Der Mehrheitseigentümer, Hella, verbrauchte aufgrund des Niedrigenergiestatus’ seiner Fabrik weitaus weniger Wärme als in der ursprünglichen Planung vorgesehen. Ökologisch vorbildlich – ökonomisch entzog die Öko-Architektur bei Hella dem Kraftwerk die Geschäftsbasis. „Bei rein wirtschaftlicher Betrachtung wären möglicherweise andere Energiequellen günstiger“, räumt auch Hella-Senior-Chef Franz Kraler ein. Für Bürgermeister Brunner kann die Firmenexpansion nicht früh genug kommen: „Sonst hätten wir mit einem kleineren Heizkessel auskommen können“. Die Entscheidung für die Holzfeuerung hält Brunner, trotzdem nicht für grundsätzlich falsch: „Langfristig ist die Unabhängigkeit von fossilen Energieträgern sicher das Richtige.“ Vertrag mit Fußangeln.Ob Gerhard Pongracz dies so unterschreiben würde, darf bezweifelt werden. Der Bürgermeister der burgenländischen Gemeinde Oberwart liegt gerade mit den Betreibern des örtlichen Biomassekraftwerks im Clinch um einen für die Stadtgemeinde extrem ungünstigen Vertrag. Der Gemeinderat winkte eine 20 Jahre laufende Vereinbarung mit den Betreibern Begas und Bewag durch, die Oberwart eine Take-or-pay-Verpflichtung auferlegt: Wenn die in der Strom und Biogas produzierenden Anlage abfallende Abwärme keinen zahlenden (Firmen-) Kunden findet, fließt das Geld dennoch - aus dem Stadt-Budget. Als das Werk 2008 in Vollbetrieb ging, waren die Honoratioren noch davon ausgegangen, dass der Sojagetränkehersteller Mona am Ort kräftig expandieren und die Abwärme abnehmen würde. Daraus wurde bisher nichts. Jetzt bleibt Pongracz nur die vage Hoffnung auf eine Erweiterung: „Wenn Mona eine neue Sojatrocknungsanlage errichtet, verbraucht die allein mehr Wärme, als wir uns abzunehmen verpflichtet haben. Aber wenn es sich nicht rechnet, werden sie es nicht tun.“Eine weitere Vertragsfußangel, die Pongracz schmerzt: Als Wärmeabnehmer kommen nur Unternehmen mit gleichmäßigem Bedarf in Frage, denn Oberwart hat sich nicht nur verpflichtet, eine bestimmte Menge abzunehmen, sondern diese muss auch gleichmäßig über das ganze Jahr verteilt sein. Die Nahwärme für die nur im Winter notwendige Beheizung von öffentlichen Gebäuden oder Gemeindewohnungen zu nutzen, fällt daher als Alternative flach.Pongracz’ Pech: Weil das Land gerade eine Fusion von Begas und Bewag vorbereitet, steht sein Anliegen, die schlimmsten Nachteile aus dem Vertag herauszuverhandeln, auf der Tagesordnung ziemlich weit unten. Ein Ende ist für ihn nicht absehbar. „Wir haben für 2010 noch nichts bezahlt, aber es wäre mir lieber, ich könnte mit dem Geld Straßen reparieren lassen.“ Fazit: „Ich glaube nicht, dass ich diesen Vertrag noch einmal unterschreiben würde.“ Fortsetzung auf Seite 2.
Die Beispiele Abfaltersbach und Oberwart zeigen, wie holprig der Umstieg auf erneuerbare Energieträger in der Praxis vor sich geht. Biomasse als Energieträger wird gefördert, Gemeinden errichten mit hohen Förderungen Kraftwerke und schließen Neubausiedlungen, öffentliche Gebäude und Betriebe an. Konsumenten werden gerne zwangsverhaftet: Wer in der Gemeindewohnanlage siedeln will, muss Fernwärme abnehmen, weil das Heizwerk sonst nicht auf seine Auslastung kommt. Doch wenn ein oder zwei Großabnehmer oder viele Häuselbauer an der Leitung thermisch sanieren – ebenfalls üppig gefördert - und infolgedessen deutlich weniger Wärme brauchen als veranschlagt, fällt die ursprüngliche Kalkulation rasch in sich zusammen.Dabei ist Energie aus Biomasse in der Produktion so teuer, dass ohne massive Förderung kein Marktpreis zu erzielen ist, und zwar auf Dauer, wie die Regulierungsbehörde E-Control meint. „Es sollte keine weiteren Fördemittel für neue Biogas und Biomasse geben“ sagt E-Control-Cef Walter Boltz. Der Grund: Die Brennstoffpreise schwanken und der Nutzwert der Brennstoffe ist gering, erklärt Boltz: 80 Prozent der Energie würden als Abwärme keiner Nutzung zugeführt. Üppige Förderungen. Die Förderungen fließen dennoch üppig, und sie sollen weiter steigen: Die jüngste Ökostromgesetz-Novelle sieht für Neuanlagen 30 Millionen Euro Subventionen pro Jahr vor statt wie bisher 21. Dabei sind selbst Großanlagen derzeit kaum wirtschaftlich zu führen. Das Wiener Kontrollamt monierte jüngst, dass das größte europäische Waldbiomasse-Kraftwerk in Wien-Simmering, das von Bundesforsten und Wien Energie betrieben wird, nach Auslaufen der Ökostromförderungen (nach 13 Betriebsjahren) trotz ökologischen Erfolges selbst bei steigenden Energie-Großhandelspreisen wirtschaftlich ein Flop wäre. Das sehen die Betreiber naturgemäß anders. Bundesforste-Sprecher Bernhard Schragl sieht das 2006 eröffnete Werk schon an der Rentabilitätsschwelle: „Das ist nur mehr eine Frage der Auslastungsstunden – ab 8000 pro Jahr ist es ökonomisch erfolgreich. Wir sind zuversichtlich, dass wir das demnächst schaffen.“ Derzeit läuft Simmering 7200 bis 7600 Stunden im Jahr und verheizt 190.000 Festmeter Holz (unter anderem auch die entsorgten Wiener Christbäume). Effizienzmangel.Besonders Biomassekraftwerke älterer Bauart laufen oft nicht effizient. Auf der Website des Landwirtschafts- und Umweltministeriums heißt es dazu lapidar „Studien haben ergeben, dass ein Großteil der Biomasseheizwerke und Nahwärmenetze lange Zeit nicht optimal geplant und ausgeführt wurden.“ Macht bei österreichweit 20 bis 30 neu errichteten größeren Biomasseheizwerken und 50 bis 70 kleineren „Mikronahwärmenetzen“ im Jahr mit einem Investitionsvolumen von insgesamt rund 60 Millionen Euro eine hübsche Menge versenktes Fördergeld. Als man draufkam, wie viel, wurde flugs ein Programm für Qualitätsmanagement eingerichtet, mit dem Heizwerkserrichtern und -betreibern vor Ort nahe gebracht werden soll, wie sie wirtschaftlicher einheizen. Angesiedelt ist dieses „qm Heizwerke“-Projekt beim Landesenergieverein Steiermark. Dessen Biomasse-Verantwortlicher Franz Promitzer predigt jetzt landauf, landab Umrüstung und professionellere Planung. In seiner Projektdatenbank finden sich rund 700 größere Biomasseheizwerke mit Nahwärmenetzen, etwa die Hälfte des Bestandes. „Im Durchschnitt haben wir eine maßgebliche Effizienzsteigerung erreicht“, ist Promitzer überzeugt. „Aber wir haben nach wie vor schlechte Werke, die eigentlich die Förderkriterien nicht erfüllen, aber trotzdem gebaut werden. Es werden nur weniger.“ Christoph Kulterer, Eigentümer des Sägewerkskonzerns Hasslacher und selbst Biomasse-Kraftwerksbetreiber, stößt ins selbe Horn: „Wichtig wäre, nur die effizientesten Biomassekraftwerke zu realisieren. Greenfield-Projekte, bei denen man ein Kraftwerk hinstellt, um Strom zu produzieren, sind nicht sinnvoll.“ Zukunftsorientierung bei der Planung.Etwas mehr Zukunftsorientierung in der Planungsphase fände Effizienzberater Franz Promitzer angebracht. „Leute, die meinen, sie hätten die Kunden eh an der Leitung, werden noch blaue Wunder erleben.“ Die Tools dafür gibt es – ein Business-Plan für ein Nahwärmewerk lässt sich etwa mit Daten aus dem Gebäude- und Wohnungsregister der Gemeinden füttern, die Planungsrechnung spuckt dann schnell aus, ob sich ein Biomasseheizwerk jemals rechnet. Nur werden sie nicht immer genutzt, bedauert Promitzer. Ein beliebter Errichter-Irrtum: Jedes Neubaugebiet brauche einen Nahwärmeanschluss. Im Gegenteil, meint Promitzer: „Eine Niedrigenergiehaussiedlung braucht keine Heizwärme, sondern allenfalls Warmwasser-Energie. Da können die Netzverluste höher ausfallen als die Wärmeabnahme.“ Solche Dimensionierungsfehler sind nicht wieder gutzumachen: „Wenn die Leitung einmal vergraben ist, kann man 30 bis 40 Jahre nichts machen.“ In solchen Fällen kann er allenfalls ein wenig Tuning anbieten: Vorlauf- und Rücklauftemperaturen senken oder einzelne, besonders unrentable Leitungsäste abschalten. Fortsetzung auf Seite 3.
Das Planungs- und Betriebsrisiko kann man aber auch auslagern: Dafür haben ganz Schlaue Biomasse-Contracting entwickelt, um den ökonomischen Worst Case von betroffenen Gemeinden abzuwenden. Allerdings nur im Vorfeld eines Projekts. „Den technischen Teil einer Sanierung können wir abdecken, den finanziellen nicht“, beschreibt Geschäftsführer Harald Kaufmann das Geschäftsmodell seines Contracting-Unternehmens nahwaerme.at. Er beteiligt sich an Betreibergesellschaften, deren Mehrheiten von lokalen Partnern, wie Bauern und Genossenschaften, gehalten werden. Im Idealfall setzt deren Lernkurve schon in der Planungsphase ein - dafür liefert nahwaerme.at von der Kalkulation über die Bauaufsicht bis zur Betriebsoptimierung das Know-How. Im Notfall setzt auch Kaufmann auf die öffentliche Hand als Auffangbecken für finanzmarode Biomassewerke und beruhigt auf seiner Website:„Im Regelfall sind die Gemeinde und andere öffentliche Abnehmer an der Versorgung angeschlossen. Es besteht somit öffentliches Interesse am Betrieb eines solchen Heizwerkes. Damit ist auch gewährleistet, dass hier mit Sicherheit eine schnelle Lösung gefunden wird. Bis jetzt hat es noch keinen derartigen Fall in Österreich gegeben.“Einen Contracting-Versuchsballon starten Siemens und Konsortialpartner Raiffeisen Leasing mit dem neuen Biomassewerk St. Andrä-Wördern. „In dieser Form ist es für uns das erste Contracting-Modell“, erläutert Werner Kerschbaumer, Leiter des Bereichs Energy & Environmental Solutions bei Siemens Building Technologies. Siemens zeichnet für den technischen Part verantwortlich, beliefert im auf 20 Jahre abgeschlossenen Vertrag mit der Gemeinde festgelegte öffentliche Gebäude mit Nahwärme und garantiert eine Reduktion des Energieverbrauchs. Finanzierung und Verrechnung der bezogenen Energie laufen über den Konsortialpartner Raiffeisen Leasing. Für die Gemeinde bedeutet das zweierlei, meint Kerschbaumer: „Sie erhält Versorgungssicherheit - im Falle einer Störung müssen wir für Ersatz sorgen - und bessere Planbarkeit: Die Kosten sind auf 20 Jahre geregelt, es fallen keine unvorhergesehenen Wartungs- oder Reparaturkosten an.“ Die Bundesforste wollen raus.Manchem Hoffnungsträger, bei dem der nachwachsende Rohstoff zum Kerngeschäft gehört, wird allerdings allmählich klamm: Die Bundesforste, mit 15 Prozent Anteil an der gesamten Forstfläche größter heimischer Waldbesitzer und Lieferant vieler Biomassekraftwerke, stellen ihre eigenen Beteiligungen an Biomassekraftwerken auf den Prüfstand. Aus einigen von rund 30 Beteiligungen an vorwiegend kleineren Heizkraftwerken, die in der SWH (einer gemeinsamen Tochter von Bundesforsten und Kelag) gebündelt sind, könnte man ganz aussteigen. Im Laufe des Jahres soll entschieden werden, welche Beteiligungen aufgegeben werden. Als Rückzug will Bundesforste-Sprecher Bernhard Schragl das aber nicht verstanden wissen. „Wir stehen selbstverständlich zu allen unseren Lieferverpflichtungen.“ Zugeknöpft gibt sich auch die SWH-Geschäftsführung auf Anfrage von INDUSTRIEMAGAZIN: „Grund für den Ausstieg ist die Konzentration auf das Kerngeschäft, die Biomasseversorgung.“ Fortsetzung auf Seite 4.
Bei der Rohstoff-Versorgung könnte die Biomasse könnte vom eigenen Erfolg erschlagen werden. Die Energieholz-Produktion hält mit dem zügigen Ausbau der waldbefeuerten Kraftwerke jedenfalls nicht Schritt. Das treibt die Preise in die Höhe und die Holz verarbeitende Industrie, vor allem Platten- und Papierhersteller, auf die Barrikaden In Deutschland schlagen Branchenvertreter bereits Alarm, weil sie sich um den Rohstoff gebracht sehen. In Österreich kann der Interessensgegensatz auch schon mal ein unternehmensinterner sein: Die Lenzing AG betreibt in Timelkam ein Biomasseheizwerk, das 150.000 Festmeter pro Jahr verfeuert. Andreas Buder, Holzeinkäufer bei Lenzing, sieht akutes Kostensteigerungspotenzial: „Wir müssen unseren Einkaufsradius von 800 auf 1000 Kilometer ausweiten.“Biomasse-Adepten sehen das naturgemäß anders. „Wir machen der Platten und Papierindustrie den Rohstoff nicht streitig“, betont Stephan Schuster, für Rohstoffmanagement zuständiger Miteigentümer der Cycleenergy Beteiligungs und Manangement AG, die in Österreich sechs Biomassekraftwerke und ein Pelletswerk betreibt. „Unser Material ist wesentlich minderwertiger und enthält hohe Rindenanteile, die man entweder im Wald liegen lässt oder verbrennt.“ Auch Bundesforste-Sprecher Bernhard Schragl erkennt schon aus Preis-Gründen keinerlei Rohstoff-Konkurrenz: „Kein vernünftiger Forstwirt wird gutes Schnittholz verheizen.“ Christoph Kulterer, Eigentümer des Sägewerkskonzerns Hasslacher, formuliert vorsichtig: „Der Markt ist schon sehr stark ausgebaut“, fordert aber im selben Atemzug massive Förderungen für Landwirte, die schnell wachsendes Energieholz anbauen. Alles eine Preisfrage.Teurer wird der Rohstoff allemal: In den letzten zwölf Monaten stieg der Energieholzpreis (der auch die in kleinen Hausheizungen verfeuerten energetisch höherwertigen Pellets einschließt) um rund zehn Prozent. Vorerst ist Österreich rein rechnerisch Selbstversorger bei Waldbiomasse – 2007 hielten sich Holzaufbringung und –verbrauch mit jeweils 52 Millionen Festmetern noch die Waage. Ob das so bleibt, hängt von politischen Vorgaben ab – wird weiterhin Heizwerk um Heizwerk in die Landschaft gesetzt, könnte der heimische Holzvorrat bald zur Neige gehen: Peter Schwarzbauer, Professor an der Universität für Bodenkultur, hat für 2020 eine Holz-Versorgungslücke von 16 Millionen Festmetern für alle Nutzungen errechnet, die vor allem auf den steigenden Energieholzbedarf zurückzuführen wäre und nur durch mehr Importe ausgeglichen werden könnte.Der Haken ist die heimische Geographie: Nicht alles, was im Wald steht und liegt, ist deshalb schon wirtschaftlich als Verfeuerungsrohstoff zu nutzen, weiß Schwarzbauer: „Ein großer Teil des Ertragswaldes steht in steilen Lagen mit hohen Erntekosten.“ Er sieht noch zusätzliche Lieferkapazität in privaten Kleinwäldern. Diese werden allerdings meistens nicht gezielt bewirtschaftet und nur genutzt, wenn der Holzpreis Schwindel erregend hoch ist. Christoph Kulterer schätzt, dass man aus Kleinwäldern ein Drittel mehr herausholen könnte als heute. Ausgereizt ist dagegen das Potenzial der Bundesforste. „Wir haben in den letzten Jahren wegen der Sturmschäden unsere Wälder unfreiwillig übernutzt“, sagt Bernhard Schragl. 2010 und heuer blieben große Stürme bisher aus – was auch die Lieferungen reduzierte: Statt rund zwei Millionen Festmetern wie in Sturmschadensjahren wurden voriges Jahr nur etwa 1,6 Millionen Festmeter aus dem Wald genommen – was sich auch in der Biomasseversorgung niederschlägt. Die Bundesforste liefern pro Jahr im Schnitt 1,5 Millionen Schüttraummeter Waldbiomasse. Davon stammt allerdings nur eine Hälfte aus eigenem Baumbestand, die andere muss bei anderen Waldbesitzern zugekauft werden. Nicht alles öko.Ganz so ökologisch verträglich, wie gern behauptet wird, sind die Biomasseheizwerke auch nicht, vor allem, wenn der Standort nicht in unmittelbarer Nähe der Rohstoffquelle (etwa eines Sägewerks) liegt. Dann wird das Heizholz ganz konventionell per LKW angeliefert. Zudem laufen die Biomasse-Anlagen nicht immer mit Biomasse: Werden doch, falls die Holzversorgung einmal hakt, das Lager zu klein ist und für Verbrauchsspitzen im Winter Öl- oder Gasfeuerungen mitgebaut. Dann mutiert die Bionahwärme-Anlage (nun nicht mehr ökologisch verträglich Rinde-, Hackschnitzel- und Sägespan-befeuert) unversehens (und meist ohne dass es den Konsumenten klar ist) zum schlichten kalorischen Kraftwerk. Effizienzberater Franz Promitzer sieht das ganz trocken: „Es gab eine Zeit, da hat das Wirt Biomasse schon für ein Öko-Mascherl genügt – das ist aber nicht so. Es gibt Biomassekraftwerke, die ganz und gar nicht ökologisch sind.“Das alles hält Peter Brandauer, Bürgermeister von Werfenweng, nicht ab: In der Salzburger Tourismusgemeinde wird ab Herbst um zwei Millionen Euro ein Biomasseheizkraftwerk errichtet. Die Idee ist alt, bisher fehlte allerdings ein potenter Ankerkunde, um das Projekt wirtschaftlich halbwegs tragbar zu gestalten. Der scheint mit der Berliner Hotelkette Travel Charme gefunden, die in der 950-Seelen-Gemeinde ein 380-Betten-Hotel errichtet. „Wir haben eine Rahmenvereinbarung, dass das Hotel bei passenden Konditionen Wärme abnimmt“, sagt Brandauer. Bleibt für die Gemeinde Werfenweng zu hoffen, dass die Bettenburg nicht in Öko-Energiesparweise errichtet wird. Maike Seidenberger