Öl : Gewinner und Verlierer der fallenden Ölpreise

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Die Talfahrt des Ölpreises ist ungebremst. Wegen eines weltweiten Überangebots bei gleichzeitig schwächelnder Nachfrage hat sich dieser wichtige Rohstoff binnen eines halben Jahres um mehr als die Hälfte verbilligt.

Sowohl die weltweit richtungweisende Nordsee-Sorte Brent als auch das US-Öl WTI kosten weniger als 50 Dollar (42 Euro) je Fass (159 Liter). Das ist der niedrigste Stand seit fünfeinhalb Jahren.

Gleichzeitig senkten die Experten ihre Prognose für das Nachfragewachstum um 230.000 auf 900.000 Barrel pro Tag.

Zu den Leidtragenden zählen die Förderländer, deren Haupteinnahme-Quelle der Export dieses Rohstoffs ist. Besonders hart trifft es Russland, dessen Wirtschaft zusätzlich unter den westlichen Sanktionen wegen dessen Rolle in der Ukraine leidet. Der Moskauer Aktienmarkt und der Rubel brachen seit dem Sommer um etwa die Hälfte ein. Gleiches gilt für die nigerianische Währung Naira. Beide Länder benötigen zudem Ölpreise deutlich über 100 Dollar, um ihre Haushalte auszugleichen.

Ähnliches gilt für Venezuela, dessen Deviseneinnahmen zu 96 Prozent aus dem Rohstoff-Export stammen. Wegen des Ausverkaufs bei den Staatsanleihen des südamerikanischen Landes liegen die Renditen etwa doppelt so hoch wie im Sommer. Gleichzeitig stürzt die venezolanische Währung ab. Auf dem Schwarzmarkt müssen für einen Dollar rund 175 Bolivar gezahlt werden, offiziell dagegen nur etwa 6,30 Bolivar.

Außerdem können die Regierungen in Riad und Kuwait City Einnahme-Ausfälle mit ihren dicken Finanzpolstern abfedern, betonen die Experten der DekaBank.

Auf Unternehmensseite macht der Ölpreis-Verfall Konzernen wie Exxon, BP & Co. zu schaffen. Die im europäischen Branchenindex gelisteten Öl-Werte haben seit Jahresmitte zusammengerechnet mehr als 200 Mrd. Dollar an Börsenwert eingebüßt. Das entspricht in etwa der jährlichen Wirtschaftsleistung Portugals.

Auch die Anleihen dieser Unternehmen verlieren rapide an Wert. So hat sich die Rendite der 2017 auslaufenden Schuldverschreibungen des staatlichen venezolanischen Ölförderers PDVSA seit Juli auf derzeit knapp 54 Prozent mehr als vervierfacht.

Continental Resources, Whiting Petroleum und Apache sind binnen drei Monaten zwischen 30 und 60 Prozent eingebrochen.

Profiteure der aktuellen Entwicklung sind diejenigen Staaten, die auf Energie-Importe angewiesen sind. Für sie ist der Ölpreis-Rückgang ein Konjunkturprogramm. Zu dieser Gruppe zählen die Türkei oder Japan. Deren Aktienmärkte haben in den vergangenen drei Monaten prozentual zweistellige Kursgewinne verbucht.

Die Aktien der Lufthansa, Air France, der British-Airways-Mutter IAG und des Billig-Anbieters Ryanair haben daher binnen drei Monaten zwischen 15 und 35 Prozent zugelegt.

- Aber auch die Konsumwerte sind im Aufwind, weil die Verbraucher immer weniger für Benzin und Heizöl ausgeben müssen. Der US-Konjunktur verhalf dies zum stärksten Wachstum seit 2003. (APA/Reuters)