Telekommunikation : Milliardär kauft Schweizer Mobilfunkbetreiber Orange
Der französische Telekom-Milliardär Xavier Niel kauft für über zwei Milliarden Euro den kleinsten Schweizer Mobilfunkbetreiber Orange. Niel, der im noch Sommer mit einem Gebot für die Amerika-Tochter der Deutschen Telekom glücklos war, ist als Preisbrecher bekannt und hat mit der Marke Free bereits den französischen Mobilfunkmarkt auf den Kopf gestellt.
In der Schweiz mit ihren im Europa-Vergleich sehr hohen Mobilfunkpreisen dürfte er eine ähnliche Strategie verfolgen. Anleger reagierten prompt: Die Aktien des Marktführers Swisscom brachen um gut fünf Prozent ein.
Langhaariger Unternehmer versetzt gesamten Mobilfunkmarkt in Angst
Orange gehörte bisher dem Finanzinvestor Apax. Der verkaufte die Firma mit 2,1 Millionen Handynutzern nach Angaben vom Donnerstag nun für 2,3 Milliarden Euro (2,76 Mrd. CHF) an Niels Privatfirma NJJ Capital. Apax hatte Orange vor knapp zwei Jahren für 1,6 Mrd. Euro gekauft und dem Unternehmen eine Sanierung verordnet. Im Rahmen dessen wurden Stellen abgebaut und gleichzeitig in den Ausbau des neuen Datenfunk-Standards LTE investiert. Im Jahr 2013 erwirtschaftete Orange mit 900 Mitarbeitern einen Betriebsgewinn von 324 Mio. Euro. Die Transaktion zwischen Apax und Niel soll bis Ende März unter Dach und Fach sein.
Der 47-jährige Niel, der mit seinen langen Haaren aussieht wie ein Rocker, hat bereits eine lange Karriere in der Telekom-Branche hinter sich. 1993 gründete er mit Worldnet den ersten Internet-Zugangsanbieter Frankreichs. Neun Jahre später eroberte er den französischen Markt für schnelles Internet, Telefon und Fernsehen. Die Dienste bot er damals im Paket über eine eigenen Settop-Box - die Freebox - für 30 Euro im Monat an. Seit zwei Jahren mischt Niel unter der Marke "Free" zusätzlich auch den Mobilfunkmarkt auf und unterbietet die Tarife der Marktführer deutlich.
"Keine Absicht, die Zigeuner auf den Rasen meines Schlosses zu lassen"
Für Martin Bouygues, Chef des gleichnamigen Mobilfunk-Rivalen, war das seinerzeit eine Frechheit: "Ich habe keine Absicht, die Zigeuner auf den Rasen meines Schlosses zu lassen." Der Erfolg gibt Niel aber Recht: Mit der Billigstrategie hat sich "Free" aus dem Stand heraus einen Mobilfunk-Marktanteil von 13 Prozent gesichert. Das Vermögen von Niel wird auf 9,5 Mrd. Dollar (7,63 Mrd. Euro) geschätzt.
In der Schweiz könnte sich Niels Siegeszug nun wiederholen. Die Zeiten für Platzhirsch Swisscom und den zweitgrößten Mobilfunker Sunrise dürften ungemütlich werden. (reuters/apa)