Qualitätsmanagement : "Normal" ist anders

Der Fachmann bleibt dabei: Dass der Normen-Arbeitskreis zur Revision der ISO 9001 ein echter Krimi werden würde, damit hatte das Mitglied der ISO-Arbeitsgruppe TC 176 SC2 WG24 nicht gerechnet. Das ist schwer zu glauben: Spätestens beim Blick auf die Zusammensetzung der Arbeitsgruppe musste eigentlich jedem klar sein, auf welchen Konflikt man bei der Aktualisierung der weltweit wichtigsten Qualitätsnorm früher oder später zusteuert: Neben Vertretern von Unternehmen und Industrieverbänden wurden auch solche von Zertifizierungs- und Beratungsdienstleistern in die Arbeitsgruppe entsendet.

Es passierte, was passieren musste: Die Beraterecke drängte darauf, die ISO 9001 zu einer Supernorm aufzupumpen, die den Aufwand für Beratungs und Trainings weiter in die Höhe schießen hätte lassen. Als Unternehmen, die Kümmerexistenzen führen, waren Zertifizierer schon bisher nicht verschrien.

Doch diesmal scheiterte die fortschreitende Monopolisierung der Macht in den Händen der Zertifiziererlobby am Widerstand der Industrie. Schon früher in diesem Jahr durschauten Normungsexperten EU-Kommissionspläne, die Entwicklungszeit für Normen bis 2020 um 50 Prozent zu senken, als Mittel, noch mehr Standards in die betriebliche Welt zu schleusen. Gegendruck, mit dem die Zertifikateaussteller-Branche nicht gerechnet hat – ohne den es aber offensichtlich nicht geht: Gerade die von vielen Kunden vehement eingeforderte ISO 9001 ist längst zum Überlebensprinzip vieler produzierender Unternehmen geworden.