Staatsholding : Kemler muss als ÖIAG-Vorstand vorzeitig gehen

Rudolf Kemler ist nach einer einstimmigen Aufsichtsratsentscheidung in der Staatsholding ÖIAG nur mehr "Noch-Vorstand". Das Gremium lässt im Einvernehmen mit Kemler, der darum gebeten habe, dessen Vertrag mit 31. Oktober 2015 - und nicht erst 2017 - auslaufen. Kemler könnte, wenn die ÖIAG-Reform endlich steht, auch noch früher gehen, so Aufsichtsratschef Siegfried Wolf vor Journalisten.

Es gehe bei der Staatsholding in eine Richtung, in der die Politik wieder eine größere Rolle spiele - "und das ist nicht das Umfeld in dem ich mich betätigen wollte. Das war der Grund, die Verlängerungsoption nicht zu ziehen." Das sagte Kemler nach der Pressekonferenz von Wolf, die er Donnerstagabend in Wien quasi als Gast verfolgt hatte.

Turbulente OMV

Er habe sich jedenfalls "überhaupt nichts vorzuwerfen, im Gegenteil", so Kemler. Bei der Telekom, die heute einen Verlust von 190 Mio. Euro in den ersten neun Monaten des heurigen Jahres bekannt gegeben hat, wie auch bei der zuletzt turbulenten OMV gebe es rückblickend "nur positives, nichts negatives".

Dass OMV-Chef Gerhard Roiss gehen musste, obwohl Kemler als Aufsichtsratschef des Energiekonzerns noch seinen Vertrag verlängert hatte, sei durch das Aktienrecht zwingend gewesen. Auf die Journalistenfrage, ob die Öffentlichkeit die wahren Gründe für den Abgang von Roiss nicht kenne, meinte Kemler, man könne dies so sehen.

ÖIAG-Reform

"Die ÖIAG zu reformieren wäre natürlich ein hehres Ziel", so Kemler, der angetreten war, dies zu tun, zur APA. "Der Eigentümer ist der, der entscheiden muss, wohin er sich bewegt", spielte er den Ball an die Regierungskoalition aus SPÖ und ÖVP weiter, die schon des längeren eine ÖIAG-Reform anstrebt, bisher daran aber scheitert.

Wer Kemler nachfolgen wird - und auch wann - ist noch gänzlich offen. Zuerst müssen laut Wolf zahlreiche Fragen geklärt werden: "Wie schaut die Regelung einer ÖIAG-neu aus? Welche Gesellschaften will man rein bringen? Wie wird man in Zukunft das Beteiligungsmanagement durchführen? Und noch viel wichtiger: Wie gehen wir mit börsennotierten Gesellschaften um?" Zuerst müsse eben diskutiert werden, dann könne man die Gedanken auf Personalia lenken, so Wolf.

Entscheidung gemeinsam getroffen

Die Entscheidung, Kemlers Vertrag nicht bis 2017 zu verlängern, sei jedenfalls im Einklang mit dem Eigentümervertreter - Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP) - getroffen worden, betonte Wolf. Ein weiteres "Präjudiz" in Richtung Neuausrichtung der ÖIAG gebe es nicht (seitens des Aufsichtsrats, Anm.).

Arbeitnehmervertreter Helmut Köstinger sagte, wenn Kemler den Vertrag nicht verlängern wollte, dann sei dies zu "akzeptieren". Die ÖIAG müsse nun weg von der "Privatisierungsgesellschaft" hin zu einer Infrastrukturholding. Eine Entscheidung durch die Regierung solle in den nächsten sechs Monaten erfolgen. (APA)

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