Maschinenbau : Ölpreis und Euro bringen Siemens-Chef ins Schwitzen

Der Verfall des Ölpreises und die Folgen der europäischen Währungspolitik machen der Siemens-Spitze Sorgen. Im vergangenen Quartal sackte der Gewinn der Münchner binnen Jahresfrist um ein Viertel auf knapp 1,1 Mrd. Euro ab, wie der Konzern am Dienstag vor seiner Hauptversammlung mitteilte.

Während die Umsätze im ersten Geschäftsquartal um 3 Prozent auf 17,4 Mrd. Euro kletterten, sank der Auftragseingang um 13 Prozent auf rund 18 Mrd. Euro. Der milliardenschwere Kauf des Öl- und Gasspezialisten Dresser-Rand werde sich trotz der Flaute in dieser Branche über die Jahre gesehen lohnen, beteuerte Siemens.

Aufgewertete Schweizer Franken als zusätzliche Belastung

Für den Gewinnschwund machte der Konzern unter anderem eine veränderte Zinslage und Schwankungen bei Finanzinstrumenten verantwortlichen. Dies riss ein Loch von 123 Mio. Euro in die hauseigene Vermögensverwaltung. Der im Jänner massiv aufgewertete Schweizer Franken könne die in der Schweiz ansässige Gebäudetechnik künftig zusätzlich belasten, warnte Vorstandschef Joe Kaeser. Die Siemens-Aktie gab knapp zwei Prozent nach.

Operativ lief es für die Münchner in den einzelnen Konzernsparten unterschiedlich. Während das Geschäft mit Energietransfertechnik und Windanlagen brummte, hatten Medizintechnik und die Kraftwerks- und Gassparte (Power & Gas) mit Rückgängen zu kämpfen. Kaeser deutete weitere Einschnitte in dem Geschäft mit Kraftwerkstechnik an. "Power and Gas benötigt ein deutlich weitreichendes Konzept, um längerfristig zu den früheren Margen zurückzukehren", sagte er. Die Sparte hat schwer mit den Folgen des niedrigen Ölpreises zu kämpfen. Siemens hat schon den Abbau von rund 1.200 Stellen in dem Geschäftsfeld angekündigt. Hinzu kommen weitere Stellenstreichungen, über deren Zahl Kaeser ab Mittwoch mit den Arbeitnehmervertretern verhandeln will.

Für das erste Quartal zeigte sich der Vorstandschef insgesamt dennoch zufrieden. "Die meisten unserer Geschäfte haben sich im Rahmen unserer Erwartungen entwickelt", sagte er. Für das Gesamtjahr bekräftigte er, den Gewinn je Aktie um mindestens 15 Prozent zu steigern und eine operative Marge zwischen zehn und elf Prozent zu erreichen.

Ölgeschäft: Drosselung der Investitionen

Kaeser räumte ein, dass die Kundschaft im Ölgeschäft ihre Investitionen kurzfristig drosseln könnte. Langfristig blieben aber die Wachstumsaussichten ungebrochen, zeigte er sich zuversichtlich. Er verteidigte auch die fast 8 Mrd. Dollar schwere Übernahme des US-Turbinenspezialisten Dresser-Rand. Kurzfristig müsste die Firma womöglich Rückschläge verkraften, über die Jahre werde sich der Kauf für Siemens aber rechnen. Derzeit gebe es keinen Abschreibungsbedarf, weder durch Währungseffekte noch durch veränderte Geschäftsaussichten, beteuerte Finanzchef Ralf Thomas. Er kann sich im laufenden Quartal durch den Verkauf des Anteils an Bosch Siemens Hausgeräte und der Hörgerätesparte auf einen Sondergewinn von drei Milliarden Euro vor Steuern freuen.

In den beiden Sparten Power & Gas und Medizintechnik dreht sich das Personalkarussell. Der bisherige Divisionschef Roland Fischer räumt Ende Jänner seinen Posten. Seine bisherige Chefin Lisa Davis springt vorübergehend ein. An der Spitze der Medizintechnik nimmt Hermann Requardt zum Monatswechsel seinen Abschied. An seine Stelle tritt zum einen Bernd Montag, der bisher das Tomografensegment leitete. Im Vorstand kümmert sich Siegfried Russwurm um die Medizintechnik, die innerhalb des Konzerns verselbstständigt wird. Seine Rolle als Personalvorstand gibt Russwurm an Janina Kugel ab, eine enge Vertraute Kaesers in der Münchner Konzernzentrale. (APA/Reuters)