Rüstungsindustrie : Polen vergibt milliardenschwere Militäraufträge

Laut der Zeitung soll Ministerpräsidentin Ewa Kopacz die Regierungsentscheidung über den Kauf der Patriot-Raketen noch am Dienstag bekannt geben. Der Beschluss in Sachen Hubschrauber werde ebenfalls heute vom Verteidigungsministerium mitgeteilt. Für Beobachter ist eine so schnelle Entscheidung über die wichtigsten Militäraufträge zum Modernisierungsprogramm der polnischen Streitkräfte bis 2022 eine Überraschung. Es war erwartet worden, dass sie bis nach den Präsidentschaftswahlen aufgeschoben werden, um keine politische Kontroversen hervorzurufen.

Patriot-Produzent Raytheon war von Anfang an ein Favorit im Ausschreibungsverfahren. Die Firma soll in den kommenden drei Jahren sechs Luftabwehrraketen und Luftabwehrraketenbatterien mit den Geschossen vom Typ GEM-T und dann das neuere Modell PAC-MSE liefern. In Zukunft werden die Batterien mit Patriot der "nächsten Generation" ausgestattet, an deren Gestaltung die polnische Rüstungsindustrie beteiligt sein soll. Die US-Amerikaner haben sich auch verpflichtet, in Zusammenarbeit mit der polnischen Seite ein Radarabwehrsystem zu erarbeiten. Die Gesamtkosten des Vertrags betragen ca. 26 Milliarden Zloty.

Wettbewerber in dieser Ausschreibung war das französische Konsortium Eurosam, das Aster-30-Raketen produziert. Der Vorteil des Raytheon-Angebots war die Verpflichtung der US-Regierung, dass bis zum Zeitpunkt der Raketenlieferung im Notfall innerhalb von 48 Stunden Patriot-Batterien aus anderen europäischen Ländern nach Polen transportiert werden könnten. Das Patriot-System wird außerdem von den wichtigsten NATO-Verbündeten Polens, den Vereinigten Staaten und Deutschland eingesetzt.

Für Kontroversen kann die Wahl des Hubschrauber-Lieferanten sorgen, weil um den Auftrag in Höhe von über acht Milliarden Zloty neben den Franzosen auch zwei große polnische Produzenten rivalisiert haben: PZL Mielec (Sikorsky-Gruppe) mit dem Hubschrauber Black Hawk S70i und PZL Swidnik (AgustaWestland-Gruppe) mit der Maschine AW149. Beide Rüstungsgiganten gaben zu verstehen, dass eine verlorene Ausschreibung zu einer Verminderung von Produktion und Investitionen in Polen führen kann. Proteste haben auch Gewerkschaften in beiden Produktionswerken angekündigt. (apa)