Rubelverfall : Putin schwört Russland auf lange Durststrecke ein
Kremlchef Wladimir Putin hat die Russen auf eine längere Dauer der gegenwärtigen Krise vorbereitet. Die Wirtschaftsprobleme Russlands könnten bis zu zwei Jahre andauern, sagte Putin am Donnerstag vor Journalisten in Moskau. Der Rubel könne bei einem fallenden Ölpreis weiter an Wert verlieren. Die Lage könne sich aber auch bereits vorher bessern, ergänzte er.
Ölpreis und Sanktionen
Russland kämpft derzeit mit der schwersten Wirtschaftskrise seit 16 Jahren. Seit Beginn des Jahres verlor der Rubel rund 40 Prozent seines Wertes, zwischenzeitlich waren es gar etwa 60 Prozent. Gründe sind die Wirtschaftssanktionen des Westens wegen Moskaus Rolle in der Ukraine-Krise und der Verfall des Ölpreises. Die Bevölkerung leidet seit Monaten unter steigenden Preisen. Viele Russen versuchten in den vergangenen Tagen, ihr Erspartes auszugeben.
Einschnitte im Haushalt seien möglich, warnte Putin. Trotzdem werde das Land seinen sozialen Verpflichtungen nachkommen. Die Währungsreserven der Zentralbank und die Polster der Regierung seien solide. "Die Lage wird sich in die Bahnen lenken", meinte er vor hunderten Journalisten in seiner traditionellen Pressekonferenz zum Jahresende.
Neuerlicher Anstieg des Rubel "unausweichlich"
Allein an Währungsreserven hat Russland nach Darstellung von Putin rund 419 Mrd. US-Dollar (336,60 Mrd. Euro). Putin lobte die jüngsten Schritte der Zentralbank und der Regierung zur Stützung des Rubel als "angemessen". Bei seiner zehnten großen Jahrespressekonferenz im World Trade Center in Moskau kündigte der Präsident auch an, die Abhängigkeit des russischen Haushaltes vom Ölverkauf zu reduzieren. "Anders wird es nicht funktionieren", sagte Putin.
Da die Weltwirtschaft weiter wachse, sei es "unausweichlich", dass Russland die Krise überwinde, sagte Putin. Ein Anstieg des Rubel sei unvermeidlich. Die russische Notenbank und die Regierung würden geeignete Maßnahmen ergreifen. Seinen Worten nach sind die wirtschaftlichen Schwierigkeiten auf ausländische Einflüsse zurückzuführen.
Rubel fällt weiter - trotz drastischer Schritte der Notenbank
Die russische Notenbank hatte nach einem ersten Kurssturz am Montag in einer nächtlichen Sitzung den Leitzins drastisch angehoben, dadurch aber den freien Fall des Rubel nicht aufhalten können. Am Mittwoch konnte das Finanzministerium mit einem massiven Devisenverkauf die Talfahrt bremsen.
Am heutigen Donnerstag setzte sich der Verfall des Rubel fort, der zu Tagesbeginn zwei Prozent zum Dollar verlor. Damit verpuffte die Erhöhung des Leitzinssatzes in der Nacht zum Dienstag von 10,5 auf 17 Prozent sowie der Einsatz von Devisenreserven zur Stützung der eigenen Währung. (APA/dpa/AFP/Reuters)