Kfz-Industrie : Rosenbauer baut Montagewerk in Saudi-Arabien

Eine lokale Fahrzeugfertigung in Saudi-Arabien aufzuziehen sei "noch keine Notwendigkeit, aber sehr wohl eine Möglichkeit", sagte Rosenbauer-Vorstandschef Dieter Siegel am Dienstag bei der Halbjahrespressekonferenz. Von heuer weltweit mehr als 2.600 verkauften Fahrzeugen werden wieder rund 900 dorthin gehen - hergestellt in Fabriken in Deutschland, den USA, Spanien und Österreich.

Jetzt wird es einmal ein Montagebetrieb: Das in Bau befindliche und 2015 fertige Assemblingwerk wird 5 Mio. Euro kosten und 60 bis 80 Leute beschäftigen. Von Saudi-Arabien aus könnten über saudische Exportfinanzierungen auch andere Länder im Umfeld beliefert werden.

Saudi-Arabien "zweiter Heimmarkt"

Seit der Jahrtausendwende hat Rosenbauer in Summe deutlich mehr als 3.000 Feuerwehrfahrzeuge nach Saudi-Arabien geliefert. Der Vorstand sieht in dem Markt "fast unseren zweiten Heimmarkt." Die saudischen Aufträge für Feuerwehrautos lasten nach Unternehmensangaben vor allem die Werke in den USA, in Karlsruhe und Spanien gut aus, wobei die größten Stückzahlen für Saudi-Arabien bisher aus den USA stammen.

Erst im April 2014 hat Rosenbauer einen neuen Großauftrag gemeldet: Bis Mitte 2016 bestellten die Saudis 800 weitere Feuerwehrfahrzeuge samt Ausrüstung (Auftragswert: 150 Mio. Euro). Wegen Wiederbeschaffungszyklen bei Brand- und Katastrophenschutzfahrzeugen von 8 bis 10 Jahren dürften sich die jährlichen Lieferungen in den nächsten Jahren abflachen, Erneuerungsinvestitionen werden ab 2020 erwartet.

100 Millionen des Umsatzes aus Saudi-Arabien

2013 stammten knapp 200 Millionen des Konzernumsatzes von 737,9 Mio. Euro aus Saudi-Arabien. "Es wird nicht jedes Jahr in der Höhe sein", so der Vorstand. "Stabile 100 Millionen" pro Jahr würden es aber auf jeden Fall sein, "mit der Perspektive, dass das so weiter geht." Wenngleich es auch hier politische Risiken und externe Effekte geben könne, die nicht so planbar wären.

In Russland birgt der aktuelle Sanktionenwettlauf mit dem Westen Risiken für westliche Konzerne. Rosenbauer sieht sein russisches Geschäft nicht in Gefahr: "Wir sind hier klar in einer besseren Position mit unserem lokalen Joint Venture." An der "Fire-fighting special technics LLC" halten die Österreicher 49 Prozent, der russische Partner (ZTTP) die Mehrheit. Man arbeite ausschließlich mit der öffentlichen Hand in Russland. Der Vorstand hält die Entwicklung der Embargos aber genau im Auge. In Russland könne sich ein Geschäftsmodell schnell ändern. Heute laufe das Joint Venture (ein Montage-Werk) auf gutem Niveau, Rekordzahlen gab es aus Russland im Jahr 2011, als man dort 300 Fahrzeuge auslieferte.

Anteile am Russland-Joint Venture bleiben

An den Anteilen am Russland-Joint Venture will Rosenbauer nichts ändern. Sollten sich aber Embargo-Maßnahmen so verschärfen, dass Vorleistungen aus Österreich nicht mehr lieferbar wären, kann sich das ändern. "Man muss in Russland auf alles gefasst sein." Aktuell habe man jedenfalls keine Probleme. Über Russland erreicht der Konzern im übrigen auch Märkte, die sonst nicht im Radius wären. So hat die russische Gesellschaft einige Rosenbauer-Feuerwehrwagen in einer humanitären Hilfsaktion nach Nordkorea verschenkt.

Von den 2.761 Beschäftigten waren Ende Juni 1.530 in ausländischen Werken und Gesellschaften beschäftigt und 1.231 in Österreich. Zusätzlich sind 294 Leasingmitarbeiter als temporäre Beschäftigte unter Vertrag.

Produziert wird in Europa in Österreich, Deutschland, Slowenien und Spanien, Montage-Werke (Assembling) laufen in der Schweiz und eben in Russland. In den USA werden drei Fertigungsstandorte (Minnesota, South Dakota, Nebraska) betrieben, in Asien ist Rosenbauer in Singapur. Im Aufbau ist die Infrastruktur im einstigen reinen Exportmarkt Saudi-Arabien. (APA)