South Stream : Russland lenkt Gas-Pipeline South Stream in die Türkei um

Russland und die Türkei sind sich offenbar einig darüber, das von der EU bekämpfte Gaspipeline-Projekt South Stream in einer abgewandelten Variante ohne EU-Partner durchzuziehen. Die Pipeline soll über 660 km entlang der "alten" South-Stream-Route unter dem Schwarzen Meer verlaufen und dann 250 km auf dem europäischen Teil der Türkei, wie der russische Gazprom-Konzern am Dienstag mitteilte.

Gazprom-Chef Alexej Miller ist heute in Ankara mit dem türkischen Energieminister Taner Yildiz zusammengetroffen, um eine Machbarkeitsstudie für die Pipeline zu besprechen und die neue Route festzulegen. Die Pipeline werde aus vier Strängen bestehen und eine Gesamtkapazität von 63 Mrd. Kubikmetern pro Jahr haben, heißt es in der Gazprom-Aussendung.

Gazprom will die Pipeline alleine bauen

Die Pipeline unter dem Schwarzen Meer will Gazprom alleine bauen, den Teil an Land gemeinsam mit der Türkei, wobei die Verantwortung für das Projekt auf türkischer Seite der Botas-Konzern tragen soll. Für den Weitertransport von Gas nach Westen ist eine Schnittstelle an der türkisch-griechischen Grenze geplant.

Man habe sich darauf geeinigt, ein Regierungsabkommen im zweiten Quartal dieses Jahres zu unterzeichnen, wird Gazprom-Chef Miller in der Aussendung zitiert. Ab Dezember 2016 soll die Pipeline das erste Gas an die Türkei liefern. Der erste Pipeline-Strang soll demnach eine Kapazität von 15,75 Mrd. Kubikmetern haben und zur Gänze für den türkischen Markt bestimmt sein.

Die Türkei ist nach Deutschland der zweitgrößte Absatzmarkt für russisches Gas. Im vergangenen Jahr hat Gazprom 27,4 Mrd. Kubikmeter Gas in die Türkei exportiert, nämlich über die Blue-Stream-Gasleitung und Pipelines, die über den Balkan verlaufen.

Der Linzer Stahlkonzern voestalpine hat für die erste South-Stream-Röhre bereits 120.000 Tonnen und für die zweite 20.000 Tonnen Blech geliefert und bezahlt bekommen. Durch die heute von Gazprom präsentierte neue Pipeline-Route könnten der voestalpine weitere Aufträge winken. (APA)