Stahlhandel : Stahl-Kartell ohne Neumüller und Köllensperger

In der Causa um illegale Preisabsprachen im Stahlhandel liegen dem INDUSTRIEMAGAZIN nun Dokumente vor, wonach die Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) bestätigt, dass gegen Neumüller keine Ermittlungen durchgeführt werden. Das oberösterreichische Unternehmen sei nicht involviert gewesen, bestätigte Johann Neumüller, der Geschäftsführer des Stahlunternehmens, gegenüber dem INDUSTRIEMAGAZIN. Es gebe "keine Ermittlungen, keinen Beschuldigtenstatus, keinen Kronzeugenstatus und keine Hausdurchsuchung" so Neumüller.

Es habe Voruntersuchungen gegeben, diese hätten jedoch alle Branchengrößen betroffen. Ob Neumüller selbst oder ein Mitarbeiter an den kolportierten monatlichen Treffen, die letztlich zu den Ermittlungen führten, teilgenommen hat, wolle man jedoch "nicht kommentieren".

Illegale Preisabsprachen seit 2012

Auch gegen das Tiroler Unternehmen Köllensperger sollen keine Ermittlungen laufen, wie der Geschäftsführer Rainer Köllensperger dem INDUSTRIEMAGAZIN erklärt. Eine Bestätigung der BWB steht noch aus. Die Wettbewerbshüter der Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) haben laut einem Medienbericht mehrere österreichische Stahlhändler beim Kartellgericht angezeigt. Es gehe um illegale Preisabsprachen seit 2012. Die Chefs von Frankstahl, Weyland, Mechel, Eisen Wagner, Filli Stahl und Großschädl – insgesamt also fast der gesamte Handelsmarkt – sollen seit Mitte 2012 monatlich zusammengekommen sein.Die genannten Unternehmen wollten sich zu den Preisabsprachen bislang noch nicht äußern.

Unstimmigkeiten in der Runde ließen die Bestrebungen auffliegen: Zwei der Beteiligten Unternehmen beriefen sich, so heißt es, auf die Kronzeugenregelung und meldete die Treffen bei der Bundeswettbewerbsbehörde (BWB).

Lahmende Konjunktur, Margenschwäche, Preisverfall und Überkapazitäten – der Stahlhandel ist in den letzten Jahren wahrlich gebeutelt worden. Große Stahlproduzenten wie die Voestalpine oder Cognor haben sich längst aus dem wachstumsschwachen Geschäft zurückgezogen, fast alle österreichischen Stahlhandelshäuser schreiben rote Zahlen.

Eine große Konsolidierungswelle sollte eigentlich die Überkapazitäten längst vom Markt fegen – und als Anfang 2012 der Familienbetrieb Bogner Edelstahl insolvent wurde, sahen viele den Moment gekommen: Immerhin fast 100 Millionen Umsatz waren durch den Konkurs vom Markt.

Doch ganz wollte man sich auf die Marktkräfte wohl nicht verlassen. Schon zum Jahreswechsel 2012 soll es zu einem denkwürdigen Treffen gekommen sein, das heute die Wettbewerbsbehörden beschäftigt: Die Geschäftsführer von vier Stahlhandelshäusern sollen sich am 12. Januar im Café Imperial getroffen haben, um Preise und Konditionen abzustimmen.

Große Stahlhändler involviert

Aus dem monatlichen Tête-à-Tête in der Kleingruppe sollte schon bald ein veritabler Branchentreff werden. Die Chefs von Frankstahl, Weyland, Mechel, Eisen Wagner, Filli Stahl und Großschädl – insgesamt also fast der gesamte Handelsmarkt – kamen ab Mitte des Jahres monatlich (aus organisatorischen Gründen weitaus weniger royal beim Rosenberger in St. Pölten) zusammen.

Bei Neumüller, zu erst in den Medien ebenso angeführt, soll es jedoch keine Ermittlungen geben, wie der Geschäftsführer bestätigt, ebenso soll Köllensperger laut Insider-Informationen unter den Unternehmen sein, gegen die kein Verfahren läuft.

Unstimmigkeiten in der Runde ließen die Bestrebungen auffliegen: Zwei der Beteiligten Unternehmen beriefen sich, so heißt es, auf die Kronzeugenregelung und meldete die Treffen bei der Bundeswettbewerbsbehörde (BWB). Ob es tatsächlich zu wirksamen Preisabsprachen gekommen ist – und ob Kunden geschädigt wurden, ist noch nicht klar. Gegenüber Industriemagazin will die BWB weder die konkreten Unternehmen noch eventuellen Schaden beziffern.

In der Causa um die illegalen Preisabsprachen sollen jedoch bisher sieben Hausdurchsuchungen durchgeführt worden sein. Wie hoch (immer im Falle einer Verurteilung) die beantragten Bußgelder sein könnten, ist unklar: Seit seiner Einführung der Kronzeugenregelung sind 55 Anträge in Bezug auf illegale Preisabsprachen bei der BWB eingelangt, aktuell laufen 14 Verfahren. Das höchste verhängte Bußgeld belief sich im Jahr 2008 im Falle des Aufzugskartells auf 75,4 Millionen Euro. (APA/red./mato)