Emmissionen : Stahlbranche befürchtet Milliardenlasten durch Emissionshandel

Dies sagte der Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl, Hans Jürgen Kerkhoff bei einer Veranstaltung beim Stahlproduzenten Thyssenkrupp Steel Europe (TKSE).

Vor zwei Wochen hatte die EU beschlossen, das Angebot an industriellen Verschmutzungsrechten ab 2019 zu verknappen, um den Preis für die klimaschädlichen Emissionen zu erhöhen. Die deutsche Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD) hatte die EU-Pläne ausdrücklich als gute Nachricht für den Klimaschutz begrüßt.

TKSE-Produktionsvorstand Herbert Eichelkraut sagte, er rechne bei einer Umsetzung der EU-Vorhaben mit einer Verteuerung des Stahls um rund 20 Prozent. "Das würde unsere Profitabilität völlig zunichtemachen." Die Branche stehe im scharfen Wettbewerb unter anderem mit China und Indien, sagte Kerkhoff. Die Stahlindustrie ist ein wichtiger Arbeitgeber: Allein Thyssenkrupp Steel beschäftigt rund 26.000 Menschen.

Die Branche habe die Prozesse immer weiter optimiert, sagte Eichelkraut. Weitere Energieeinsparungen bei der Produktion stießen inzwischen an technisch-physikalische Grenzen. Die Stahlbranche fordert eine Neujustierung des Handels mit Verschmutzungsrechten mit einer Entlastung der Industrie.

Auch Klimaschutzabgabe belastet

Die deutsche Stahlindustrie fürchtet außerdem zusätzliche Belastungen durch die vom Wirtschaftsministerium geplante Klimaschutzabgabe. Sollten die inzwischen abgeschwächten Pläne in der ursprünglichen Form umgesetzt werden, drohten der Branche zusätzliche Kosten in Höhe von bis zu 170 Millionen Euro, so Kerkhoff.

Herbert Eichelkraut bezifferte den auf seinen Konzern entfallenen Anteil auf 50 bis 60 Millionen Euro. Der Stahlindustrie dürften keine zusätzlichen Belastungen aufgebürdet werden. Stahlkonzerne produzieren Strom mit Gasen, die bei der Produktion anfallen. Dabei greift die Branche zum Teil auf Kraftwerke aus den 50er- und 60er Jahren zurück.

Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel will ältere Kraftwerke mit einer Sonderabgabe stärker belasten, um die Klimaschutzziele der Berliner Regierung zu erreichen. Nach der abgeschwächten Version sollen dabei allerdings nicht mehr 22 Millionen Tonnen, sondern nur 16 Millionen Tonnen Kohlendioxid eingespart werden. Der vor allem auf Kohlekraft setzende Versorger RWE läuft gegen die Pläne seit Wochen Sturm.

Die Stahlbranche will bei ihrer Stromproduktion nicht mit den Kohlekraftwerken gleichgesetzt werden. So betreibt Thyssenkrupp zwar neben einer Anlage aus 2003 auch Blöcke aus den Jahren 1955, 1958, 1963, 1968 und 1976. Dabei werde aber keine Kohle verfeuert, sondern Gas aus der Stahlproduktion. "Wir nutzen ohnehin im industriellen Prozess anfallende Gase, um daraus Strom zu machen", sagte Verbandschef Kerkhoff. Diese Erzeugung müsse von der Klimaabgabe ausgenommen werden. (apa/dpa)