Maschinenbau : Steirischer Unternehmer kauft KBA-Standort Ternitz

Die Verlagerung der Mödlinger Koenig & Bauer-Montage der Bogenoffsetaggregate nach Radebeul und die Schließung des KBA-Werks Ternitz – beides konnten die Verhandlungen der Sozialpartner nach einem dreitägigen Arbeitskampf im Februar des Vorjahrs nicht abwenden. Jetzt ist ein Käufer für den Ternitzer KBA-Standort gefunden.

Der steirische Unternehmer Heinz Ehgartner steckt hinter dem Deal. Der Eigentümer der neu gegründeten ImmoTern wird sich in Ternitz auf dem Feld der Galvanik betätigen. Mitte Januar war zudem auch schon ein Nachmieter der Mödlinger Leerflächen – rund 5500 Quadratmeter – gefunden. Es handelt sich um einen namhaften Fertiger, der laut Konzernsprecher Klaus Schmidt „Mitarbeiter und Maschinen übernehmen“ werde.

Suche nach Normalität

Unterdessen sucht KBA-Mödling nach dem Aderlass zurück zur Normalität. Noch tief sitzen die Ereignisse der letzten Monate: Durch die Sparpläne des deutschen Druckmaschinenherstellers Koenig & Bauer am niederösterreichischen Standort verlor mehr als jeder zweite Mitarbeiter seinen Arbeitsplatz. Mitte Januar ist der überwiegende Teil der Kündigungen ausgesprochen. Im Juni soll die Verlagerung endgültig abgeschlossen sein. Längst ist die Mödlinger Bogenoffset-Fließlinie abgebaut und in Radebeul neu aufgebaut worden. Die Jobangst ist in Mödling nicht aus den Köpfen der Mitarbeiter gewichen.

Servicegeschäft bleibt

Zugleich gibt es Entwicklungen, die optimistischer stimmen: Bis zum Winter war es mehr als fraglich, ob den Mödlingern das lukrative Wertpapier-Servicegeschäft der Produktlinie Super Orlof Intaglio – es trägt am Standort rund zehn bis zwölf Millionen Euro zum Umsatz bei – bleibt. Diese Debatte ist vom Tisch. Für den After-Sales Service und die Überholung von Gebrauchtmaschinen stünden in Mödling „hochqualifizierte Techniker und die notwendige Infrastruktur zur Verfügung“, sagt Koenig & Bauer-Sprecher Klaus Schmidt dem INDUSTRIEMAGAZIN. Dies habe bei der Suche nach einer „praktikablen Lösung“ eine Rolle gespielt.

Positives Signal

Laut Schmidt hätten diese Entscheidungen „einen positiven Auslastungs- und Beschäftigungseffekt“ für das Mödlinger Werk. Und sie könnten frische Kräfte in der mehr als zur Hälfte dezimierten Belegschaft mobilisieren, glaubt ein Mitarbeiter: „Der Verbleib des Servicegeschäfts in Mödling ist seit Monaten das erste Signal, etwas behalten zu dürfen“. Im vierten Quartal habe sich zudem der Bestelleingang im Segment Wertpapier nach mageren Vormonaten wieder „verbessert“, heißt es seitens des Konzerns. Einige in Mödling sehen den Standort jetzt vorsichtig optimistisch für die Zukunft abgesichert.

Reorganisation

Unabwendbar dagegen die organisatorische Neuausrichtung des niederösterreichischen Betriebs, die seit Monaten läuft. Die räumlichen und logistischen Zusammenlegungen von Abteilungen könnten im zweiten Quartal abgeschlossen sein, heißt es in Mödling. Die mechanische Fertigung – derzeit noch rund 40 Mann – wird es zur Jahresmitte, wenn die Übersiedelung von Kapazitäten nach Radebeul abgeschlossen ist, nicht mehr geben. Ausnahme ist eine „zur Montage gehörende Anpassungsfertigung“, wie Koenig & Bauer-Konzernsprecher Klaus Schmidt sagt. Sie ist unverzichtbar und wird, wie ein Mitarbeiter in Mödling schätzt, dann nur mehr eine geringe Anzahl von Generalisten „auf Reparaturbasis“ umfassen.

Mödling wäre dann ein Montagewerk. Aber dank des verbleibenden Servicegeschäfts ein spürbar aufgewertetes, wie ein Mitarbeiter hofft. Der Standort Mödling sei ein „wichtiger Bestandteil der Geschäftseinheit Wertpapier“, wird man im Konzern nicht müde zu sagen.

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