Telekom Austria : Außerordentliche Hauptversammlung im August

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© A1 Telekom Austria/Helene Waldner

Die Telekom Austria, die nunmehr zum mexikanischen Konzern America Movil des Milliardärs Carlos Slim gehört, beruft für 14. August eine außerordentliche Hauptversammlung ein. Auf der Agenda stehen laut Einladung die Neubesetzung des Aufsichtsrates, eine Kapitalerhöhung bis 1 Mrd. Euro sowie millionenschwere Vergleichszahlungen der Ex-Vorstände Rudolf Fischer und Stefano Colombo.

Fischer soll sich laut Beschlussvorschlag zur ao. HV verpflichten, zusätzlich zu den bereits geleisteten 500.000 Euro Schadenersatz weitere 2 Mio. Euro zu zahlen - 1,25 Mio. Euro davon "sogleich" und 750.000 Euro "binnen vier Wochen ab Vergleichsabschluss". Colombo soll zusätzlich zu den bereits gezahlten 196.000 Euro einen weiteren Betrag in Höhe von 3,13 Mio. Euro entrichten müssen.

Der Vorstand der Telekom Austria soll Mitte August ermächtigt werden, das Grundkapital der Gesellschaft innerhalb von fünf Jahren um einen Nennbetrag von höchstens 438,091.500 Euro, auch in mehreren Tranchen, zu erhöhen, und zwar durch die Ausgabe von bis zu 221.500.000 auf Inhaber lautende Stückaktien gegen Bareinlagen. Der Nettoemissionserlös für die Gesellschaft darf dabei 1 Mrd. Euro nicht übersteigen.

Die Kapitalerhöhung soll die Kapitalstruktur und die Finanzausstattung der Telekom Austria stärken und damit das bestehende Investment Grade Rating absichern. Zudem soll das Unternehmen mit dem Geld weiterhin in Infrastruktur, Forschung und Entwicklung sowie Produkt- und Serviceinnovationen investieren.

Als Neuzugänge in den zehnköpfigen Aufsichtsrat schlägt die Österreichische Industrieholding AG (ÖIAG) als Aktionärin Carlos Jose Garcia Moreno Elizondo, Alejandro Cantu Jimenez, Stefan Pinter, Carlos M. Jarque, Reinhard Kraxner und Günter Leonhartsberger vor. Wiedergewählt werden sollen Rudolf Kemler, Oscar Von Hauske Solis, Ronny Pecik und Elisabetta Castiglioni. Künftig soll es nur noch einen Stellvertreter des AR-Vorsitzenden geben statt wie bisher zwei.

Deutliche Umstellungen in der Chefetage

Der Vorstandschef (CEO) der Telekom Austria soll bei der außerordentlichen Hauptversammlung am 14. August sein Dirimierungsrecht verlieren. Auch dem Aufsichtsratschef soll dieses Recht, bei Stimmengleichheit zu entscheiden, abhandenkommen. Das geht aus den Beschlussvorschlägen hervor. Die Satzungsänderung hängt mit dem Syndikatsvertrag der beiden Großaktionäre America Movil und ÖIAG zusammen.

Laut diesem Aktionärspakt darf die Staatsholding ÖIAG zwar weiterhin CEO und Aufsichtsratschef stellen. America Movil hat aber das Recht, sowohl im Vorstand als auch im Aufsichtsrat die Mehrheit der Mitglieder zu benennen. Mit dem Wegfall des Dirimierungsrechts aus der Satzung wird die Kontrolle von America Movil über die Telekom Austria weiter gefestigt. Der mexikanische Telekomriese America Movil wird kontrolliert vom zweitreichsten Mann der Welt, von Carlos Slim. Seit kurzem hält Slim knapp 51 Prozent am ehemaligen österreichischen Staatsmonopolisten. Die ÖIAG hält derzeit 28,4 Prozent.

Mit der für Mitte August angesetzten außerordentlichen Hauptversammlung werden auch die im Syndikatsvertrag paktierten Rochaden im Aufsichtsrat vollzogen. Formal wurden alle zehn Kapitalvertreter von der ÖIAG vorgeschlagen. Als Kernaktionärin leite und koordiniere die ÖIAG die Hauptversammlung, erklärte der Sprecher der Staatsholding, Bernhard Nagiller, gegenüber der APA. In einer Syndikatsversammlung zuvor habe die ÖIAG Rudolf Kemler und Günter Leonhartsberger nominiert. America Movil habe die restlichen acht Kapitalvertreter nominiert.

ÖIAG-Chef Kemler war auch bisher schon Vorsitzender des Telekom-Aufsichtsrates. Ihm zur Seite gestellt wird nun mit Leonhartsberger ein Experte. In der ÖIAG ist er Direktor und Bereichsleiter Beteiligungsmanagement und Privatisierung.

Carlos Slim schickt künftig vier mexikanische America-Movil-Manager in den Telekom-Aufsichtsrat: Neben dem Festnetzchef Oscar Von Hauske Solis ziehen neu Finanzchef Carlos Garcia Moreno sowie Carlos M. Jarque (zuständig für "Goverment Relations") und Alejandro Cantu Jimenez (zuständig u.a. für Kartellrecht) ein. Für Slim im Aufsichtsrats sitzen weiters der Investor Ronny Pecik, die Unternehmensberaterin Elisabetta Castiglioni und neu zwei österreichische Manager des Zigarettenherstellers Philip Morris, Reinhard Kraxner und Stefan Pinter.

Vom Betriebsrat der Telekom Austria werden wie bisher fünf Aufsichtsratsmitglieder entsandt. Für die Kleinanleger, die zusammen noch 20,8 Prozent der Telekom-Aktien halten, gibt es keinen Vertreter im Aufsichtsrat, was Aktionärsschützer Wilhelm Rasinger bedauert. Das Thema ist offenbar "unter die Räder gekommen", sagte der IVA-Präsident zur APA. Laut Syndikatsvertrag soll der Streubesitz aber innerhalb von zwei Jahren wieder auf 24 Prozent steigen. Das könnte auch im Zuge der bis Mitte 2015 geplanten Kapitalerhöhung um 1 Mrd. Euro geschehen. Der Beschluss dafür soll ebenfalls in der Hauptversammlung am 14. August fallen.

Rasinger fragt sich, ob aufgrund des kurzfristig anberaumten außerordentlichen Aktionärstreffen die Kapitalerhöhung womöglich schon während der noch mit Mitte Oktober laufenden Nachfrist des Übernahmeangebot von Slim geplant ist. Er will vom Vorstand wissen, ob bereits an einem Kapitalmarktprospekt gearbeitet wird. "Erstaunt" ist Rasinger, dass zwei der neuen Telekom-Aufsichtsräte aus dem Zigarettengeschäft kommen. Der Wegfall des Dirimierungsrechts überrascht ihn hingegen nicht. Hier zeige sich einmal mehr der "Unterwerfungsvertrag", was für die Telekom Austria aber nicht das schlechteste sein muss, so Rasinger.

Ebenfalls auf der Tagesordnung der Hauptversammlung stehen insgesamt mehr als 5 Mio. Euro schwere Vergleiche mit den ehemaligen Telekom-Vorständen Rudolf Fischer und Stefano Colombo. Rasinger begrüßt die Vergleich zwar grundsätzlich, fordert aber zu wissen, auf wie viel verzichtet wird für diese schnelle Lösung. Die knappe, zwei Absätze lange, Stellungnahme des Unternehmensanwalts Raimund Bollenberger, der meint, dass nicht gewährleistet ist, dass die Telekom vor Gericht ein besseres Ergebnis erzielt, reicht Rasinger nicht. (apa/pm)