Emissionen : Thyssenkrupp hält emissionsfreies Stahlwerk für möglich

Thyssenkrupp will die Emissionen seiner Stahlwerke, die sogenannten Hüttengase, zu Produkten für die chemische Industrie verwandeln. Forschungsleiter Reinhold Achatz sagte gegenüber der Zeitschrift "Technology Review", dass "ein nahezu emissionsfreies Stahlwerk möglich" wäre. Die Blockadehaltung vieler Unternehmen gegenüber schärferen Klimaauflagen sieht er als "einen Fehler".

Diese Hüttengase werden in Kraftwerken meist auf dem Betriebsgelände verbrannt, um den Strombedarf in der Stahlhütte zu decken. Dabei entstehe jedoch ebenfalls CO2 - im Projekt Carbon2Chem will Thyssenkrupp deshalb die Hüttengase nicht verbrennen, sondern aus den darin enthaltenen Rohstoffen Chemikalien erzeugen.

Das allein würde allerdings noch keine Senkung des Kohlendioxid-Ausstoßes bedeuten, so Achatz gegenüber der Zeitschrift. Denn die Energie aus den Hüttengasen müsste das Stahlwerk dann etwa aus Kohlekraft beziehen. Mit dem Projekt will Thyssenkrupp deshalb außerdem "die erneuerbaren Energien ins Spiel bringen.“ Carbon2Chem soll die schwankende Stromerzeugung von Wind und Sonne ausgleichen. Bläst der Wind oder sticht die Sonne, will der Konzern mit dem überschüssigen Strom Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff spalten. „Mit dem zusätzlichen Wasserstoff können wir mehr Kohlenmonoxid aus den Hüttengasen in Methangas, in Polymere oder Düngemittel umwandeln“, so Achatz. „Das ist eine Art der Energiespeicherung, nur eben nicht in Batterien, sondern in Produkten.“ Er geht davon aus, dass sich schon mit dem Verkauf der Chemikalien das Vorhaben rechnet.

Bis das Projekt realisiert werde dauere es allerdings noch einige Jahre: "Wir glauben, dass wir 2030 ein Werk stehen haben könnten." Denn eine große Rolle wird auch die Optimierung der Katalysatortechniken spielen, damit die Umwandlung der Hüttengase mit weniger Energie ablaufen kann.“