Expansion : Thyssenkrupp macht’s der Voestalpine nach

Um am prognostizierten Wachstum des zweitgrößten Automobilmarktes der Welt – nach China – teilhaben zu können, kündigte Thyssenkrupp eine Expansion in Nordamerika anlässlich der Eröffnung eines neuen Werkes in Mexiko an. Die Fabrik soll Lenkungskomponenten für den nordamerikanischen Automobilmarkt produzieren. Der Stahlkonzern will für die Expansion in Nordamerika bis 2020 mehr als 800 Millionen Euro in die Hand nehmen – allein 500 Millionen Euro steckt der Konzern allein in das Komponentengeschäft. "Für ThyssenKrupp ist Nordamerika mit rund 22 Prozent des Gesamtumsatzes bereits heute der wichtigste Absatzmarkt außerhalb Deutschlands", unterstrich Konzernchef Heinrich Hiesinger. Experten rechnen damit, dass die Pkw-Produktion in Nordamerika bis 2020 um bis zu 12 Prozent steigen wird.

Schon 2013 hat die Voestalpine die größte Auslandsinvestion in der Geschichte des Konzern getätigt und für rund 550 Millionen Euro eine Direktreduktionsanlage in Texas errichtet. Denn die USA sei der einzige kalkulierbare Standort, "Vergleichbare Fabriken in Europa würden uns im laufenden Betrieb um mindestens 15 Prozent teurer kommen", so der Voestalpine-Chef Wolfgang Eder. Thyssenkrupp erwartet sich neben Lenkungskomponenten auch große Markt- und Wachstumschancen für elektromechanische Lenkungen.

"Wir profitieren von der guten wirtschaftlichen Entwicklung und der Renaissance des industriellen Sektors in den USA. Das gilt insbesondere für unser Komponentengeschäft, weshalb wir diese Investitionsoffensive gestartet haben. Damit nutzen wir die Chance, hier weiter profitabel zu wachsen", so Hiesinger. Mehr als 20.000 Mitarbeiter waren im letzten Geschäftsjahr für Thyssenkrupp in Nordamerika tätig, etwa neun Milliarden Euro erwirtschaftete der Stahlkonzern in dieser Region.

Mit dem neuen Lenkungswerk produziert Thyssenkrupp nun an vier Standorten in Mexiko Komponenten für die Automobilindustrie. Das Portfolio umfasst Motor- und Lenkungskomponenten, Federn und Stabilisatoren sowie die Montage von Achsmodulen. Der Konzern verkauft in Nordamerika neben Teilen für die Automobilindustrie unter anderem auch Rolltreppen und Aufzüge. Mit dem Ausflug in das Stahlgeschäft hatte Thyssenkrupp dort aber keinen Erfolg. Nach Verlusten der Sparte Steel Americas in Milliardenhöhe stieß der Konzern sein Werk in Alabama an die Konkurrenten ArcelorMittal und Nippon Steel ab.

"Unsere Auftragsbücher sind gut gefüllt, so dass wir unsere Produktionskapazitäten in Mexiko und den USA stetig erweitern", sagt der zuständige Manager Karsten Kroos. "Zudem haben wir jüngst einige wichtige neue Kundenaufträge gewinnen können.“ Erst im Februar 2015 hat ThyssenKrupp einen neuen Montagestandort für Vorderachsen in Puebla in Betrieb genommen. Im 70 Kilometer entfernten San Jose Chiapa errichtet der Konzern derzeit ein weiteres Achsmontagewerk, das Audi ab 2016 beliefert. Im kommenden Jahr ist zudem der Bau eines neuen Motorkomponenten-Werks in der Bajio-Region geplant. Dort sollen zukünftig Zylinderkopfhauben hergestellt werden.