Rüstungsindustrie : Tschechien will von Steyr weitere 20 "Pandur"-Radpanzer kaufen

Tschechien plant den Kauf von 20 weiteren "Pandur"-Radpanzern des österreichischen Herstellers Steyr, der zum US-Rüstungskonzern GD gehört. Die Vergabe des entsprechenden Auftrags ist für Juli geplant, bestätigte der stellvertretende tschechische Verteidigungsminister Jiri Borovec laut Zeitungsberichten vom Donnerstag. Steyr hatte 2014 seine Produktion in Wien-Simmering eingestellt.

Steyr soll laut dem Verteidigungsministerium nur die Fahrzeuge liefern, während deren spezielle Ausstattung wie Computer- oder Funksysteme von tschechischen Firmen bereitgestellt werden sollen. Den Wert des Auftrages veröffentlichte das Ministerium zunächst nicht. Laut der Tageszeitung "Pravo" soll es bei dem Deal um rund eine Milliarde tschechische Kronen (rund 36 Mio. Euro) gehen. Unklar ist, wo die 20 Radpanzer hergestellt werden sollen, eine Fertigung in Wien ist laut APA-Informationen mehr als unwahrscheinlich.

Korruptionsvorwürfe

Das tschechische Heer verfügt bereits über 107 "Pandur"-Panzer, von denen ein gutes Dutzend in Wien gebaut worden sind. Deren Beschaffung vor einigen Jahren war von schweren Korruptionsvorwürfen überschattet worden, mit dem sich derzeit das Prager Stadtgericht befasst. Angeklagt ist in der Affäre der umstrittener früherer Berater des ehemaligen tschechischen Premiers Mirek Topolanek, Marek Dalik.

Ihm wird vorgeworfen, 2007 von Steyr-Managern insgesamt 18 Mio. Euro an Schmiergeld gefordert zu haben. Als Gegenleistung soll Dalik versprochen haben, die Fortsetzung des durch das tschechische Verteidigungsministeriums vorübergehend stornierten Kaufvertrages zu veranlassen. Dalik, dem in dem laufenden Prozess bis zu zehn Jahre Haft drohen, weist jegliche Schuld zurück.

Der sogenannte Steyr-Deal gilt als eine der größten Korruptionsaffären in Tschechien. Das Verteidigungsministerium wollte ursprünglich 199 Radpanzer bestellen, wozu ein Vertrag im Gegenwert von 23,5 Mrd. Kronen unterzeichnet wurde. Ende 2007 stornierte Prag jedoch plötzlich den Vertrag wegen angeblicher Qualitätsmangel bei den Panzern und Verspätungen bei der Lieferung der ersten Fahrzeuge. Im März 2009 wurde dann ein neuer Vertrag über 107 Panzer im Wert von 14,4 Mrd. Kronen unterzeichnet. (APA)