Investorensuche : Unter Druck

Es sah alles nach einem Durchmarsch aus. Im April des Vorjahrs holt Dietmar Bahn, Geschäftsführer des Maschinenbauers Anger, einen Auftrag aus der Nissan-Tochter Jatco an Land – eine Sensation, der japanische Markt gilt für Europäer als versiegelt. Wochen später die nächste Erfolgsnachricht: Die so dringend nötige Eigenkapitalstärkung des oberösterreichischen Transferzentrenherstellers rückt näher: Die UIAG plant den 40-Prozent-Einstieg bei der Anger-Mutter mbi-group, die zu gleichen Anteilen Bahn und Co-Geschäftsführer Klaus Dirnberger gehört. Doch der Einstieg platzt. Wegen „aktuell schlechten Auftragsstands bei Anger“, wie UIAG-Vorstand Rudolf Knünz zu Protokoll gibt, verschiebt die UIAG ihren Einstieg zunächst auf Ende November, dann wird der Einstieg im Dezember ganz abgebrochen. „Der Rückzug der UIAG brachte uns in eine schwierige Position, weil die Banken als alles andere als langfristige Denker bekannt sind“, sagt Bahn. Die Hausbanken kappten ihre Finanzierungslinien, der Personalstand wurde um 35 reduziert. Erst vor zwei Jahren kauften Bahn und Dirnberger die restlichen 49 Prozent der Anger-Anteile Michael Tojners Montana Tech Components ab – großteils finanziert durch Fremdkapital. Mitte April gibt es wieder Zuversicht: Dem Vernehmen nach steht die MTH von Josef Taus unmittelbar vor dem Einstieg. „Verhandlungen laufen“, lässt Taus ausrichten. „Wenn die Banken Forderungen nachlassen, dann wird das auch was“, heißt es aus seinem Umfeld.

Liquiditätsengpass

Der Trauner Maschinenbauer ist ein Lehrstück dafür, wie schnell sich das Glück für ein notorisch unterkapitalisiertes Unternehmen wenden kann, wenn es „Rückschläge im Auftragseingang gibt“, wie Bahn es formuliert. Mit an Chrysler ausgelieferten Maschinen zur Getriebefertigung erwirtschafteten die Oberösterreicher in drei Jahren knappe 50 Millionen Euro Umsatz. Das Unternehmen wuchs, holte für die Expansion neue Mitarbeiter an Bord. Doch zuletzt ließe eine nächste Tranche des US-Autobauers Chrysler auf sich warten. Mittlerweile sei der Liquiditätsengpass beseitigt, heißt es bei Anger, ZF habe für Maschinen, die vor Auslieferung stehen, weitere Anzahlungen geleistet, wird die Geschäftsführung in einer Zeitung zitiert. Trotzdem braucht das Unternehmen frisches Geld. Wie ernst die Situation ist, zeigt die Wahl der Verhandlungspartner, mit denen über einen Einstieg die letzten Wochen Gespräche stattfanden. Laut INDUSTRIEMAGAZIN-Informationen befand sich darunter auch Michael Tojners Montana Tech Components – eine alte Bekannte.

„Eine Nummer zu groß“

Aber auch andere Größen der heimischen Industrie wurden Anfang Februar eilends in Verhandlungen berufen. Auch Andreas Fill, Chef des heimischen Sondermaschinenbauers Fill, bekam einen Anruf. Der Innviertler Maschinenbauer interessierte sich schon vor sieben Jahren für den Trauner Betrieb – „damals war Anger eine Nummer zu groß für uns“, sagt Fill. Auch diesmal scheiterten die Gespräche. Die Gurtener, sie investierten zuletzt 20 Millionen Euro im eigenen Betrieb, hätten mit der Übernahme „ihr strategisches Ziel“, wie Fill es formuliert, verlassen müssen. Zur Taus’schen Maschinenbaugruppe Krause & Mauser, in Wien auch mit dem Maschinenhändler Krauseco vertreten, gebe es für Anger Schnittpunkte. Beide liefern zerspanende Maschinen für den Motoren- und Getriebebau. In der Anger- Belegschaft jedenfalls will man sich über die Neuordnung der Eigentümerverhältnisse nicht den Kopf zerbrechen. „Wir haben alle Hände voll zu tun“, meint ein Mitarbeiter.