Energie : Verbund reagiert auf Energieeffizienzgesetz

Das seit Jänner geltende Energieeffizienzgesetz nimmt Energielieferanten in die Pflicht. Sie müssen jährlich 0,6 Prozent des Endkunden-Stromabsatzes einsparen, 40 Prozent davon bei Haushaltskunden. Sonst müssen sie Strafe zahlen. Um dem zu entgehen, setzt der börsennotierte Verbund eine Reihe von Maßnahmen im Privatkundenbereich, vom LED-Lampen-Verkauf bis zu einer App zur Steuerung der Heizung.

"Lange genug" habe die E-Wirtschaft über das Gesetz gejammert, jetzt gehe es ums Gestalten, resümierte Verbund-Chef Wolfgang Anzengruber bei einem Pressegespräch am Freitag. Wieviel er für diverse Marketingaktionen in die Hand nimmt, könne er noch nicht beziffern, günstiger als die drohende Strafe von 200 Euro pro Megawattstunde - das Sechsfache des Marktpreises - sollte es allemal werden. Im schlimmsten Fall, wenn gar keine Maßnahmen gesetzt werden, könnte die Strafe neun Millionen Euro im Jahr ausmachen. Mit den am Freitag vorgestellten Aktionen im Privatkundenbereich decke man rund 30 Prozent der Verpflichtungen für 2015 ab, so Anzengruber. Was im Industriebereich angerechnet wird, wisse man noch nicht.

Die Branche wartet nämlich derzeit ungeduldig auf die Einrichtung einer Monitoringstelle, die dieser Tage neu ausgeschrieben wird. Mitte des Jahres dürfte die Stelle installiert sein, erwartet man beim Verbund. Die Vergabe an die Österreichische Energieagentur und das Umweltbundesamt war im Dezember vom Bundesverwaltungsgericht (BVwG) gekippt worden, da die Energieregulierungsbehörde E-Control Bestbieterin gewesen war. Die Monitoringstelle wird für die Anrechnung der Energieeinsparungs-Anstrengungen zuständig sein, interimistisch macht das das Wirtschaftsministerium.

Im Industrie- und Gewerbebereich hat der Verbund jedenfalls ein Joint Venture mit der deutschen Firma Getec, das Entwicklung, Bau und Betrieb von Energieerzeugungsanlagen übernimmt. Im Rahmen des "Verbund-Eco-Net" können sich weiters bis zu zwölf Firmen zusammenschließen, um puncto Energieeinsparung und Treibhausgasausstoß voneinander zu lernen.

In Sachen Endkunden hat das Unternehmen schon jetzt die Marketingmaschine angeworfen, um die Kunden zum Stromsparen zu bewegen: Im März läuft in Rewe-Geschäften (Billa, Bipa, Merkur, Penny, Sutterlüty) eine 60-Watt-LED-Lampen-Aktion: Wer eine kauft, bekommt vom Verbund eine weitere gratis dazu. Die Nachfrage sei groß, man habe schon mehrere tausend Stück abgesetzt, berichtete Anzengruber. Im ersten Halbjahr 2015 schießt der Verbund weiters 300 Euro zu, wenn Leute ihre Gastherme austauschen, Verbund-Gaskunden bekommen 400 Euro. Beim Kauf eines energiesparenden Miele-Kühlschranks gibt es noch bis Ende April 50 Euro.

Bis zu 30 Prozent Heizkosteneinsparung verspricht eine vom Münchner Start-up Tado entwickelte Handy-App, mit der man seine Heizung von außerhalb steuern kann. "Wenn ich im Annäherungsmodus bin, fährt die Heizung hoch. Es geht auch mit mehreren Handys", so Anzengruber. Das ganze bedürfe lediglich eines Aufwands von zehn Minuten: Thermostat tauschen und App herunterladen. Kostenpunkt: 249 Euro. Der Verbund hat auch sogenannte Eco-Pakete für künftige Photovoltaikanlagenbesitzer im Angebot: Wer die PV-Anlage mit einem Batteriespeicher kombiniert, könne den Eigennutzungsgrad von üblicherweise rund 30 Prozent verdoppeln, eine Wärmepumpe könne zusätzlich die Effizienz steigern. (apa)