Klimapolitik : Voestalpine-Chef kritisiert die neuen EU-Klimaziele

Voestalpine-Chef Wolfgang Eder hält die jüngsten Klimabeschlüsse der EU für deutlich überzogen. Man dürfe "die europäischen Unternehmen nicht überfordern", sagte er laut Vorabdruck in einem am Donnerstag erscheinenden Interview mit der deutschen Wochenzeitung "Die Zeit" zu den Plänen, die CO2-Emissionen bis 2030 um 40 Prozent gegenüber 1990 zu senken. "Wir stoßen an technologische Grenzen."

Sein Konzern, der europaweit der umweltfreundlichste Stahlerzeuger sei, habe die Emissionen je Tonne Stahl gegenüber 1990 um 21 Prozent reduziert. "Und wir schaffen vielleicht noch 2 oder 3 Prozent mehr, über zehn Jahre hinweg", aber mehr sei "einfach nicht machbar", meinte Eder. "Wenn die EU den Druck einseitig immer weiter erhöht und zugleich mit Strafen droht, wird es existenziell."

Eder hofft auf wachsendes Umweltbewusstsein in China

Eder, der seit kurzem auch den Weltstahlverband führt, hofft auf ein wachsendes Umweltbewusstsein in Asien, insbesondere in China. "Mit jedem Smog-Tag in Peking wächst der Druck auch dort. Ebenso die Erkenntnis, dass man Industrie und Umweltschutz nicht gegeneinander ausspielen soll." Beim jüngsten Branchentreffen Anfang Oktober in Moskau habe er "zum ersten Mal seit langer Zeit wieder ein gewisses Gemeinschaftsgefühl" wahrgenommen. "Plötzlich fragen uns die anderen: Wie macht ihr das in Europa?"

In der Debatte über ein rückläufiges Wirtschaftswachstum in Europa wünschte Eder sich mehr Investitionen in Deutschlands Infrastruktur. "Wir sind etwa der größte Schienenlieferant der Deutschen Bahn, daher weiß ich: Da gab es in den vergangenen Jahren große Zurückhaltung. Gleiches gilt für die Straßen. Dafür zügig Geld auszugeben könnte die Konjunktur stimulieren", sagte Eder, dessen Konzern 48.000 Mitarbeiter beschäftigt und mehr als 11 Mrd. Euro Umsatz im Jahr erzielt.

Die aktuell häufig geäußerte Kritik an Deutschland teile er aber nicht. "Ich verstehe diese Nörgeleien nicht. Europa sollte letztlich froh sein, dass es Deutschland hat. Deutschland hat die Wiedervereinigung, die auch Europa massiv genutzt hat, ganz allein geschultert, und in der Euro-Krise war es der Anker für alle anderen." (APA)

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