Mega-Deal : Voestalpine liefert aus den USA nach Mexiko

Obwohl die Direktreduktionsanlage im texanischen Corpus Christi noch eine Baustelle ist, steht ein Großauftrag ins Haus: Mit dem größten mexikanischen Stahlhersteller Altos Hornos de Mexiko ist ein Liefervertrag über 400.000 Tonnen Eisenschwamm (Hot Briquetted Iron, HBI) plus Option auf weitere 250.000 Tonnen geschlossen worden.

Der Vertrag mit den Mexikanern geht "zumindest fünf Jahre", sagt Konzernsprecher Peter Felsbach in einem Gespräch mit dem INDUSTRIEMAGAZIN. Bekannt ist, dass 50 Prozent der Produktion in Texas Eigenbedarf sind, mit den weiteren 20 Prozent des neuen Großauftrags, ist das Werk nun zu 70 Prozent ausgelastet.

Vor einigen Monaten erst wurde bekannt, dass die Voestalpine in den USA Eisenerzkonzentrat herstellen will, welches in Linz und Donawitz in den Hochöfen zu Stahl verarbeitet wird. Im April fand in Corpus Christi die Spatenstichfeier für die neue Anlage statt. Ab 2016 wird die Anlage jährlich zwei Millionen Tonnen HBI (Hot Briquetted Iron) produzieren. Rund ein Viertel der Kapazität ist mit dem Großauftrag somit abgedeckt. Die Anlage verfügt auch über einen direkten Tiefseezugang zum Golf von Mexiko.

Größte Auslandsinvestition der Voestalpine

Es ist die bisher größte Auslandsinvestition in der Geschichte der Voestalpine: Die Direktreduktionsanlage im texanischen Corpus Christi. 550 Millionen Euro will der Stahlriese dafür hinblättern.

USA sind billiger

Für Konzernchef Wolfgang Eder bedeutet der Standort in Texas vor allem Sicherheit für die österreichische Produktion, wie er in einem Interview mit dem INDUSTRIEMAGAZIN erklärte. Es habe einige Gründe für die Produktion in den USA gegeben: "Der Industrie droht mit Energie- und Klimaschutz-Abgaben, Umweltauflagen und hohen Lohnnebenkosten die Vertreibung aus Europa. Wir haben viele Male nachgerechnet: Kann es sein, dass ich 5000 oder 6000 Kilometer Transportweg habe und trotzdem noch um so viel billiger produziere als in Europa? Ja, es kann sein", sagte Eder im Interview.

Weitere Verhandlungen laufen

Eine Absichtserklärung der Mexikaner hatten die börsennotieren Oberösterreicher freilich bereits in der Tasche, auch in den USA will man den Eisenschwamm verkaufen. "Ein positives Geschäftsklima und langfristige Rechtssicherheit - all das haben wir in Corpus Christi gefunden", sagte Konzernchef Wolfgang Eder im Rahmen des Spatenstichs Ende April. Heute freute er sich in einer Aussendung über die Vertragsunterzeichnung, die den Start für eine langfristige Geschäftsbeziehung darstelle. Die Bautätigkeit in Süd-Texas am Golf von Mexiko schreite ebenso planmäßig voran.

Weitere Verhandlungen mit Interessenten in Nordamerika sowie in Europa – die Hälfte des Eisenschwamms wird ohnehin zu österreichischen Produktionsstandorten geliefert werden - seien "in einigen Fällen bereits weit fortgeschritten". "Wir gehen davon aus, dass die Anlage von Beginn an mit Vollauslastung produzieren kann", so Eder. Die Produktion soll im ersten Quartal 2016 starten.

Hot Briquetted Iron

HBI steht für Hot Briquetted Iron – das ist poröser Eisenschwamm, der zu Briketts gepresst wird. HBI entsteht durch die Reduktion von Eisenerz durch Erdgas. Diese Technologie wird Direktreduktionsverfahren genannt und ist sehr umweltschonend, da bei einer DRI-Anlage umweltfreundliches Erdgas anstelle von Koks eingesetzt wird.

HBI kann als Vormaterial in der Hochofenroute oder in Elektroöfen eingesetzt werden. Etwa die Hälfte der jährlich produzierten Kapazität an HBI wird nach Linz und Donawitz verschifft, wo es in die Produktion der Voestalpine einfließt. Die zweite Hälfte ist für den externen Verkauf bestimmt. Mit der neuen Aufbereitungsstätte kann die Voestalpine die Produktionskosten in Europa deutlich senken.

Insgesamt werden durch das Werk 150 neue Arbeitsplätze geschaffen. (APA/mato)

Ansichtssache: Die Top 15 Stahlkonzerne der Welt