Industriestandort Österreich : Voestalpine muss sich bald der Standortfrage stellen

Vier von fünf heimischen Hochöfen der Voestalpine in Linz sind in den nächsten zehn Jahren am Ende ihrer Lebensdauer, berichtet Stahl Aktuell. Doch vor allem die geplante Reform des EU-Emissionshandels macht dem Konzern zu schaffen, wie Konzernchef Wolfgang Eder nicht müde wird zu bekräftigen: So kämen auf die Voestalpine zwischen 2013 und 2020 Kosten von rund 420 Millionen Euro bei einem CO2-Preis von 15 Euro je Tonne zu. Für den Zeitraum von 2021 bis 2030 rechnet man mit Kosten von bereits rund 1,8 Milliarden Euro für Zertifikate bei einem Preis von 30 Euro je Tonne.

Deshalb würde die Industrie mit Investitionen immer häufiger auf andere Kontinente ausweichen, so Eder, in Europa sei keine Planungssicherheit mehr gegeben, weil die Politik In den Bereichen Energie und Klima seit Jahren Entscheidungen aufschieben oder umstoßen würde. Doch gerade Industriepolitik beschränke sich in Europa heute in hohem Maße auf Energie- und Klimapolitik.

So könne man im internationalen Wettbewerb immer weniger mithalten, wenn vor allem China und Indien auf die Weltmärkte drängen. Indien etwa plant, die Stahlproduktion des Landes bis 2025 zu verdreifachen und umgerechnet knapp 42 Milliarden Euro in den Ausbau von Stahlkapazitäten zu investieren. Auch die chinesischen Stahlexporte sind im Mai 2015 gegenüber dem Vorjahresmonat um 14 Prozent auf 9,2 Millionen Tonnen und damit auf den höchsten Stand seit Januar gestiegen. Die Analysten von Argonaut Securities prognostizieren für dieses Jahr eine Erhöhung der chinesischen Stahlexporte um insgesamt 25 Prozent. Einige inländische Stahlproduzenten würden sogar eine Steigerung um 50 Prozent planen. Die chinesischen Stahlexporte stiegen in den ersten fünf Monaten dieses Jahres gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 28 Prozent auf 43,5 Millionen Tonnen. (mi)