Werkzeuge : Akkuschrauber im Härtetest: Womit Profis schrauben

Es ist noch nicht so lange her, da konnte man Profis mit einem akkubetriebenen Schrauber höchsten ein müdes Grinsen entlocken. „Unhandlich, schwer und schwach“ so lautete die Kritik; und auch wenn das Stromkabel irgendwie lästig war verließ man sich dann doch lieber auf den Saft aus der Steckdose. Mit dem Einzug der Lithium-Ionen-Technologie bei den Akkus und dem (beinahe) Verschwinden der Ni-Mh-Technologie ist alles anders geworden. „Leichter, kompakter, leistungsstärker, lautet heute die Devise“, erzählt Reinhard Fruhwald, Abteilungsleitung Category Management bei Conrad Electronic.

Das Angebot der Hersteller – von AEG über Bosch, Black & Decker, Fein, Festool, Flex, Hilti, Makita, Metabo und Panaosnic bis Toolcraft – ist mittlerweile extrem breit und schwer überschaubar geworden. Unterschiede gibt es aber nicht nur durch die verschiedenen Leistungsklassen der Schrauber, sondern zusätzlich auch durch die Einteilung in Heimwerker- beziehungsweise Profigeräte. Wobei auch hier die Grenzen manchmal fließend sind, wie unser Test beweist (Alle Daten, Infos und Resultate des Härtetests finden Sie hier).

Vom Kabel zum Akku

Eines der ersten Unternehmen, das sich mit der Entwicklung elektrisch angetriebener Werkzeuge befasst war FEIN, im Jahr 1867 von dem Erfinder Wilhelm Fein als „Werkstatt für elektrische und physikalische Apparate“ in Stuttgart gegründet. 1895 erfand der Sohn des Gründers, Emil Fein, die erste elektrische Handbohrmaschine und legte damit den Grundstein für den bis heute anhaltenden Erfolg des Unternehmens. 1906 folgte der Handschleifmotor, 1914 der FEIN Hammer, 1933 die erste Stichsäge und 1956 der FEIN Zwerg.

Diese Bohrmaschine gilt als der legitime Ahnherr aller heutigen Schrauber und Bohrer. Das Gehäuse der FEIN Zwerg wurde patentiert, da sein Kunststoffgehäuse als Isolierung wirkte und aus zwei in der Längsrichtung geteilten Gehäuseschalen bestand. Damit war eine effiziente und übersichtliche Montage des gesamten technischen Innenlebens möglich. Heute werken rund 900 MitarbeiterInnen bei FEIN. Davon 530 in Deutschland wo nach wie vor produziert wird.

Eine erste Form eines Akkumulators wurde übrigens bereits 1803 von Johann Wilhelm Ritter entwickelt. Der Bleiakkumulator kam um 1860 auf den Markt. Es dauerte noch über 100 Jahre bis die ersten mit Akku betriebenen Maschinen mit vernünftigen Leistungsdaten erhältlich waren. Nach den mittlerweile verbotenen NiCd (Nickel-Cadmium-Akkus) und den NiMH (Nickel-Metallhydrid-Akkus) haben sich bei den neuen Maschinen die Lithium-Ionen-Akkus durchgesetzt.

Profitester am Wort

Sechs angehende Werkmeister und eine Werkmeisterin, nämlich Petra Weinknecht, Andreas Strobl, Philip Pokorny, Sinan Öksuüz, Hasan Dogan, Leonardo Sanga und Roland Matzhold, stellten sich in der TGA Plößlgasse in Wien für einen eingehenden Test von sieben Akkuschraubern unterschiedlicher Hersteller zur Verfügung. Organisiert von Schulleiter Herbert Sasshofer wurde einen Abend lang begutachtet, getestet, geschraubt, gelobt, aber auch kritisiert. Bezüglich der Qualität der Maschinen war man sich am oberen wie am unteren Ende der Skala ziemlich einig. Im Mittelfeld gab es dagegen für einige Geräte sowohl Lob als Tadel.

Beurteilt wurden von der Testerin und den Testern die Haptik der Maschinen, Gewicht, Optik (Design), das Arbeitslicht, der Schnellspanner und daraus resultierend das Gesamtpaket. Bis auf den am unteren Leistungslevel angesiedelten Heimwerker-Schrauber von Black & Decker werden alle Geräte in einem stabilen und kompakten Kunststoffkoffer geliefert. Inhalt neben dem Schrauber selbst: Ein zweiter Lithium-Ionen-Akku, Ladegerät, Werkzeug(sätze), bei Flex sogar eine zusätzliche Arbeitsleuchte. Lobenswert auch die beiliegenden technischen Beschreibungen, die allesamt informativ und ordentlich aufgemacht sind.

Durchwegs gute Qualität

Eines Vorweg: Einen regelrechten „Abbrenner“ gab es unter den getesteten Schraubern nicht. Warum aber ausgerechnet die sonst gut bewertete Powermax BSPRO von Metabo beim Check des Drehmoments zu rauchen begann, war auch den ausgekochtesten Testern ein Rätsel.

Fünf Maschinen aus der 10,8 Volt Klasse standen zum Test bereit; und jeweils ein „Ausreißer“ nach oben (Profigerät mit 18 Volt) und nach unten (9,6 Volt). In jeder Kategorie konnten die sieben Tester insgesamt maximal 35 Punkte vergeben.

Bis auf die kleine Heimwerkermaschine von Black & Decker waren übrigens alle Schrauber mit einem eingebauten LED-Arbeitslicht ausgestattet. Keiner der Tester würde sich das Gerät übrigens kaufen. Allerdings kommen auch für Profis nicht nur Profigeräte in Frage, denn die Bosch PSR 10,8 fand durchwegs großen Anklang und entpuppte sich nach Auswertung der Tests als Preis/Leistungs-Sieger. Eindeutiger Testsieger wurde übrigens der Akkuschrauber von Festool (CXS Li 1,5 Set). Aber es war nicht für alle Liebe auf den ersten Blick. Der Schrauber verwirrte so manchen im ersten Moment durch sein andersartiges Design. Einmal in die Hand genommen punktete die Maschine des deutschen Herstellers aber in allen Kategorien mit Bestnoten. Einzig die FLEX Ali konnte beim Arbeitslicht in der Kategoriewertung mithalten.

AEG Powertools BS18 C1,5,18 Volt

"Die möchte ich nicht den ganzen Tag mit mir herumschleppen. (Setzt eine Schraube auf den Holzblock und dreht sie in einem Rutsch hinein und wieder heraus). Aber Power hat die. Jeder Zimmerer wäre begeistert.“

„Das Drehmoment ist super. Da ist sogar ein Akkutester drauf. Da weiß man wenigstens wo man ist. Wirkt richtig industriell. Aber die kann schwer werden in der Hand. Aber wenn ich ein Haus baue passt die schon.“ Kommentar vom Kollegen: „Wenn ich ein Haus bau hab ich eine Hilti (lacht).“

„A richtiger Lackel. Fohrt ein wia a Anser. Schwer – aber die hat eben einen viel stärkeren Akku als die anderen.“

Bosch PSR, 10,8 LI-2, 10,8 Volt (Heimwerkerklasse)

„Das ist ja nicht die Profiserie (grinst). Aber mit der ist super Arbeiten, weil sie handlich ist. Mit der habe ich schon viel geschraubt und die wird einem nicht zu schwer.“

„Liegt sehr gut in der Hand und ist handlich beim Arbeiten. Gefällt mir auch optisch gut. Sehr stabil – also einfach Bosch.“

„Die Maschine kann mit vielen Profigeräten mithalten. Das einzige ist vielleicht, dass hier die Ladezeit mit einer Stunde etwas länger ist.“

„Die Bosch punktet sehr mit der Haptik.“

Festool CXS Li 1,5 Set, 10,8 Volt

„Steckverschluss, da habe ich nicht so viel Erfahrung. Ausstattung zeichnet Festool aus. Der beiliegende Winkelaufsatz ist gut, Und sie liegt auch gut in der Hand.“

„Sehr stabil, ein bisserl komplizierte Geräte. (Nimmt den Winkelvorsatz in die Hand). Schaut auch ein bisserl kompliziert aus.“

„Optisch finde ich die Festool sehr gelungen. Klingt zwar ein bisserl wie beim Zahnarzt, aber sie gefällt mir. Die kann man auch gut hinstellen.“

Ich finde die Maschine nicht nur am schönsten. Auch die Ausstattung ist super. Wenn ich mir einen Schrauber für den normalen Arbeitsgebrauch nehmen würde, wäre das mein Gerät.“

„Handlich, leicht, Schnellspannfutter geht zack-zack.“

Flex ALI 10,8 G, 10,8 Volt

„Flex – Made in Germany? Kann ich mir nicht vorstellen. Riecht jedenfalls sehr koreanisch (dreht den Schrauber hin und her und schnuppert am Gehäuse). Aber sonst macht die Maschine einen durchaus massiven Eindruck.“

„Optik gut. Bohrfutter filigran. Da ist sicher nichts besonders hochwertiges drin. Das Gehäuse ist aus einem Zweikomponenten-Kunststoff.“

„Sehr überzeugendes Gerät. Das gefällt mir. Sehr gute Einsätze und alles übersichtlich angeordnet. Das Licht ist wichtig. Sehr gut gedacht. Zum Beispiel am Bau, wenn man keine Steckdose in der Nähe hat.“

Metabo Powermax BS PRO, 10,8 Volt

„Handlich. Für schwere Arbeiten sicher brauchbar. Das Schnellspannfutter find' ich gut; und die riecht auch viel besser.“

„Ähnlich stabil wie der Bosch. Auch der Koffer ist gut eingeteilt. Guter Drehzahlbereich und hat ordentlich Kraft. Aber ich würde die Bosch gegenüber der Metabo vorziehen.“

„Das Bohrfutter ist schon in Ordnung, aber ideal ist es nicht mit der Klemmvorrichtung. (dreht auf) „Und raucht scho'! Legt die Hand ans Spannfutter und dreht noch einmal auf: „Das ist nicht so ein gutes Zeichen. Hoffentlich is' die jetzt nicht hin ...“

„Vielleicht ein Montagsprodukt – weil normal ist das bei Metabo nicht.“

Toolcraft DD10,8 VLI, 10,8 Volt

„Das Getriebe ist urlaut. Und die Luftausstöße seitlich finde ich unangenehm. Bei knappem Arbeitsplatz hat man andauernd den Wind im Gesicht.“

„Bei der bin ich nicht so sicher, wie die Stabilität ist. Liegt auch nicht so gut in der Hand.“

„Also optisch gefällt mir die am wenigsten. Wo wird die gebaut? Für mich ist ein Kriterium, dass Maschinen nicht aus China sind, sondern aus europäischer Produktion.“

„Das Gewicht der Maschine ist ein Nachteil.

Black & Decker EPC96CA, 9,6 Volt (Heimwerkergerät, das einzige mit NiMH-Akku)

„Das Schnellspannfutter kann ich ja mit der Hand aufhalten.“

„Ziemlich schwer und trotzdem schwach.“ Schaut sich um: „Hilti habt's keine da? Das wäre super!

„Drei Stunden Ladezeit – Gott sei Dank hört sich das mit den Ni-MH-Akkus auf.“

„Mit der ist nach ein paar Schrauben Schluss. Ein guter Schrauber muss schon weit mehr leisten.“

„Wenn die runterfällt liegen die Trümmer herum. Das gibt’s bei den anderen nicht.“

Alle weiteren Daten, Infos und Resultate des Härtetests finden Sie hier.