Personalia : Zetsche sitzt weitere drei Jahre am Daimler-Steuer

Der Aufsichtsrat habe die Absicht, Zetsche für drei weitere Jahre zu bestellen, kündigte Bischoff an. Der 61-Jährige kann damit weiter um sein Ziel kämpfen, bis 2020 die Rivalen BMW und Audi zu überholen und wieder größter Premiumhersteller weltweit zu werden. "Wir haben bei Daimler viel erreicht, aber wir haben noch mehr im Blick", gab sich Zetsche angriffslustig.

Erste Erfolge auf dem Weg dorthin kann der Mann mit dem markanten Schnauzbart, der den Konzern seit 2006 führt, schon vorweisen. Die Marke mit dem Stern konnte den Absatz im vergangenen Jahr mit einem Plus von zwölf Prozent stärker steigern als die Konkurrenten. Mit 1,65 Millionen verkauften Fahrzeugen der Marke Mercedes-Benz war Daimler auf Platz drei hinter Audi (1,74 Millionen) und BMW (1,81 Millionen).

Die Pkw-Rendite lag mit acht Prozent operativem Gewinn vom Umsatz nur noch eineinhalb Prozentpunkte hinter den beiden Wettbewerbern aus Bayern.

Nicht nur die Zahlen geben dem Daimler-Chef Aufwind, auch im Konzern ist er nicht mehr umstritten. Als es das letzte Mal vor zwei Jahren um Zetsches Vertrag ging, wäre der Manager fast am Widerstand der Arbeitnehmer im Aufsichtsrat gescheitert. Sparprogramme nach Gewinnwarnungen sorgten für Ärger. Statt der üblichen fünf Jahre erhielt Zetsche dann nur eine Verlängerung der Amtszeit um drei Jahre. Den Wechsel im Vorsitz des Gesamtbetriebsrats von Erich Klemm zu Michael Brecht nutzte Zetsche aber, um das Verhältnis zu den Arbeitnehmervertretern zu verbessern. Jetzt hat er sie hinter sich: "Die Arbeitnehmerbank trägt die Absicht des Aufsichtsrats mit, den Vertrag von Dr. Zetsche im nächsten Jahr zu verlängern", erklärte Brecht, der auch stellvertretender Aufsichtsratschef ist. Die Arbeitnehmer sind zufrieden, da die Werke voll ausgelastet sind und Milliarden in die Standorte investiert werden. "Damit wir auf diesem Kurs bleiben, braucht das Unternehmen Kontinuität an der Spitze", ergänzte Brecht.

Auch Aktionärsvertreter auf der Hauptversammlung lobten den Aufschwung bei Daimler. "Derzeit läuft fast alles rund unter dem Stern - Daimler ist zurück in der Erfolgsspur", sagte etwa Ingo Speich, Fondsmanager von Union Investment. Er warnte allerdings auch, Daimler dürfe nach der Modelloffensive nicht in ein Loch fallen. Der Autobauer könne bei der Rendite-Aufholjagd wieder schlapp machen, wenn BMW und Audi mehr Neuheiten auf den Markt brächten.

"Natürlich schlafen die nicht", sagte Zetsche mit Blick auf die Rivalen. "Aber nach der Modelloffensive ist vor der Modelloffensive, so ähnlich wie im Fußball." Bis zum Ende des Jahrzehnts seien noch zehn neue Pkw ohne Vorgänger geplant. Das Angebot wächst damit auf rund 40 Modelle. Die Rendite soll zudem durch kontinuierliche Kostensenkung nach oben getrieben werden. Die 2012 eingeleiteten Sparinitiativen sollen weitergehen. "Wir sind sehr zuversichtlich, dass dieses Programm seinen Beitrag leisten wird, dass zehn Prozent (Umsatzrendite) auf der Pkw-Seite erreicht werden." Die Produktion müsse dazu flexibler und effizienter werden.

Dass Zetsche ein weiteres Mal nur drei Jahre bleiben soll, deutet darauf hin, dass der dann 66-Jährige das Zepter in jüngere Hände übergeben wird. Unter den potenziellen Nachfolgern im Vorstand hat derzeit nach Einschätzung von Insidern der gerade erst in die Führung berufene Pkw-Vertriebsvorstand Ola Källenius gute Chancen. Er ist mit 45 Jahren der Jüngste in der Runde. Aber auch der 54-jährige Lkw-Chef Wolfgang Bernhard gilt schon länger als Kronprinz.(apa/Reuters)