Luftfahrt : Airbus warnt vor Problem bei Triebwerkssteuerung

Einen direkten Zusammenhang zwischen der Warnung und dem A400M-Crash am 9. Mai nahe Sevilla stellte Airbus nicht her. Beim Absturz des für die Türkei bestimmten A400M waren vier Airbus-Mitarbeiter ums Leben gekommen, zwei weitere wurden schwer verletzt. Medien berichteten später, vermutlich seien Triebwerksprobleme Grund für den Absturz gewesen. Einem Branchen-Experten zufolge könnten Probleme an der Kontrolleinheit zu einem Verlust über die Kontrolle der Triebwerksleistung führen.

Die Airbus-Rüstungssparte richtete nun eine "dringliche technische Empfehlung des Herstellers" an die Kunden, um "mögliche Risiken bei künftigen Flügen zu vermeiden". Empfohlen wird ein "einmaliger Kontroll-Check der elektronischen Triebwerkskontrolleinheit bei jedem Flugzeugtriebwerk vor dem nächsten Flug", außerdem "Detailchecks für den Fall eines Triebwerksaustausches oder eines Auswechselns der elektronischen Triebwerkskontrolleinheit".

Softwarefehler möglich

Der Absturz könnte dabei auch die Folge eines Software-Problems in der Triebwerkssteuerung gewesen sein. Wie "Spiegel Online" berichtet, hätten Techniker einen Fehler in der Steuerungseinheit gefunden, der den Ausfall von drei der vier Triebwerke des fabrikneuen Flugzeugs verursacht haben soll.

Airbus wollte sich im Hinblick auf die noch laufenden Untersuchungen nicht zur Absturzursache äußern, verschickte aber inzwischen eine sogenannte dringliche technische Empfehlung an die Nutzer des umstrittenen Fliegers, um "mögliche Risiken bei künftigen Flügen zu vermeiden", wie es in einer Mitteilung hieß. Die Analyse, die zu dieser Empfehlung geführt habe, sei unabhängig von den derzeit laufenden Untersuchungen zur Absturzursache gewesen, betonte Airbus. "Spiegel Online" schrieb unter Berufung auf Airbus-Kreise, dass kurz nach dem Start drei Triebwerke von Computern widersprüchliche Befehle erhalten und darauf die Leistung abgeschaltet hätten.

Ein Airbus-Sprecher betonte, die Untersuchungen der Behörden seien noch nicht abgeschlossen. "Eine Unfallursache aufgrund von einzelnen Indikationen festzulegen wird den Tatsachen nicht gerecht. Hier gilt es nach wie vor die Unfalluntersuchungen der spanischen Behörden abzuwarten", sagte der Sprecher im Hinblick auf den Bericht.

Die Triebwerke der A400M werden von einem Konsortium unter dem Namen Europrop gefertigt, zu dem neben dem Triebwerksbauer Rolls-Royce auch die deutsche MTU, die spanischen ITP und die französischen Safran-Tochter Snecma verantwortlich sind. Aus Deutschland und Frankreich stammen Teile für die Steuerungssysteme der Triebwerke.

Probleme schon bei Entwicklung

Der Absturz des A400M ist ein herber Rückschlag für das Milliarden-Rüstungsprojekt. Schon von Beginn an wurde die Entwicklung des Flugzeugs von politischen, finanziellen und technischen Problemen behindert. Der A400M war vor zwölf Jahren von sieben NATO-Staaten als Ersatz für die veralteten Transall-Maschinen in Auftrag gegeben worden. Die Auslieferung verzögerte sich um Jahre, die Kosten fielen um Milliarden von Euro höher aus als geplant. Von den 174 bestellten Maschinen wurden bisher nur zwölf ausgeliefert. Airbus-Chef Tom Enders verteidigte das Militärtransportflugzeug und willl trotz allem weiterhin an dem Projekt festhalten.

Deutschland, Großbritannien, die Türkei und Malaysia stoppten als Reaktion auf den Absturz ihre Testflüge mit der Maschine. Airbus absolvierte dagegen nur wenige Tage nach dem Unglück einen neuen Testflug. Die Untersuchung der Absturzursache wird von spanischen Militärermittlern geleitet, die ihre Ergebnisse einem Untersuchungsrichter vorlegen werden. (apa/dpa)