Automobilindustrie : Bosch-Chef Denner: Industrie 4.0 bietet für Deutschland große Chancen

„Durch vernetzte Fertigungsabläufe werden Produktivitätsfortschritte von bis zu 30 Prozent erwartet“, so Denner. „Mit Industrie 4.0 können wir auch am Hochkostenstandort Deutschland wettbewerbsfähig sein.“ Der Chef des Technologie- und Dienstleistungsunternehmens warnte zugleich, dass nicht alle Firmen diese Möglichkeiten bereits erkannt hätten. Dies führe dazu, dass sie zum einen die Herausforderungen der vernetzten Produktion nicht rechtzeitig angingen.

„Zum anderen riskieren der deutsche Mittelstand und der hiesige Maschinenbau, das Feld neuen, internationalen Wettbewerbern zu überlassen.“ Länder wie China, die USA oder Korea trieben die Vernetzung vielfach weitaus entschiedener voran, so der Bosch-Chef weiter.

Individualisierte Produkte zu Kosten der Massenfertigung

Bosch sieht sich auf dem Weg zur vernetzten Produktion als Leitanwender und Leitanbieter von Soft- und Hardware. Das Unternehmen arbeitet aktuell an der Vernetzung seiner weltweit mehr als 250 Produktionsstätten. „Industrie 4.0 ermöglicht auch eine hohe Flexibilität in der Produktion“, sagte Denner. „Auf einer vernetzten Montagelinie können wir beispielsweise viele verschiedene Hydraulikventile für Landmaschinen nebeneinander herstellen und jederzeit neue Varianten aufnehmen – ohne aufwändiges Umrüsten der Anlage. Das macht individualisierte Produkte auch in der kostengünstigen Massenfertigung möglich.“

Im internationalen Vergleich zu langsam

Mit Sorge beobachtet Denner, dass das Bewusstsein für die zunehmende Vernetzung und die daraus resultierenden Veränderungen in Deutschland vielfach noch unzureichend sei: „Wir sind im internationalen Vergleich zu langsam unterwegs. Vieles wird schneller kommen, als so mancher heute glaubt. Aber wenn wir es zügig angehen, haben das Internet der Dinge und die Industrie 4.0 das Potenzial, Europa wieder zu stärkerem Wachstum zu führen.“ Denner appellierte an Wirtschaft und Politik, rasch und konzertiert die Voraussetzungen für die vernetzte Produktion in Deutschland zu schaffen, um so die bislang gute Ausgangsposition nicht zu verlieren.