Stahlindustrie : China kämpft gegen massive Überkapazitäten

China will jetzt gegen die massiven Überkapazitäten in seiner Stahl-, Zement- und Aluminiumbranche mit Unternehmensfusionen und Umstrukturierungen begegnen. Betroffen seien auch die Glasindustrie und der Schiffbau, teilte das Industrieministerium in Peking mit. Die Überkapazitäten in einigen Bereichen stünden im zweiten Halbjahr im Mittelpunkt, erklärte das Ministerium. Diese Branchen müssten umgewandelt werden.So kommen auf die Aluminiumhersteller schärfere Kontrollen zu. Dazu gehört dem Ministerium zufolge, dass der Bau neuer Schmelzanlagen in Regionen mit einer sensiblen Umwelt verboten werden soll. Außerdem sollen der Energieverbrauch und der Schadstoffausstoß der Unternehmen begrenzt werden. Staat dreht den Geldhahn zuChina dreht Branchen mit Überkapazitäten den Geldhahn zu und verschärft damit den Kampf gegen die hohe Verschuldung in dem Land. Die Firmen in diesen Branchen erhielten kein frisches Geld, teilte die Zentralbank zusammen mit anderen Aufsichtsbehörden mit.Allerdings würden Betriebe unterstützt, die Fabriken stilllegen und die Produktion aufgeben wollten. Ungeachtet der jüngsten Konjunkturabkühlung treibt damit die Führung in Peking unter Präsident Xi Jinping und Ministerpräsident Li Keqiang ihren Plan voran, China weniger abhängig von Exporten und zu einem Hersteller von Spitzentechnologie zu machen. ->galerie<-"Dieses Wachstum ist nicht zu halten"Bereits zuvor erklärte die chinesische Regierung in einer offiziellen Stellungnahme, das Wachstum bewege sich immer noch in einem vernünftigen Rahmen. Präsident Xi und Ministerpräsident Li weisen schon seit einiger Zeit darauf hin, dass das rapide Wachstum der vergangenen drei Jahrzehnte nicht gehalten werden kann. Noch vor wenigen Jahren hatte die Führung in Peking mit milliardenschweren Konjunkturpaketen die Wirtschaft angekurbelt.Produktion mit Staatsgeld aufgeblasenSo gebe es inzwischen in der Baumaterialbranche sowie bei Stahl- und Aluminiumhütten es Überkapazitäten, sagte Ma Tao, Analyst bei dem Analysehaus CEBM Group. Auch die Solarbranche wurde zuletzt massiv ausgebaut. Inzwischen produzieren Chinas Firmen mehr Solarmodule, als weltweit nachgefragt werden. Die Regierung in Peking will einem Zeitungsbericht zufolge nun heimische Solarkraftwerke fördern, um den Unternehmen neue Absatzmärkte zu erschließen.Restrukturierung statt Wachstum über FörderungenExperten sehen derzeit einen Wandel in den Köpfen. "Die nun vorgelegte Richtlinie zeigt, dass sich die Verantwortlichen in China mehr auf die Restrukturierung der Wirtschaft konzentrieren als darauf, mehr Geld ins System zum Pumpen, um das Wachstum anzukurbeln", sagte Li Huiyong, Volkswirt bei Shenyin Wanguo Securities.Die Konjunktur verliert derzeit kräftig an Fahrt, zuletzt waren die Wachstumsraten so niedrig wie seit 14 Jahren nicht mehr. Viele Analysten gehen davon aus, dass das Wachstumsziel der Regierung in Peking von 7,5 Prozent verfehlt werden könnte.Regierung gibt zu, den Schuldenstand nicht zu kennenDie Regierung selbst räumte ein, nicht zu wissen, wie hoch die Kommunen verschuldet sind - es könnte mehr sein, als bisher angenommen. Banken gehen davon aus, dass die Kredite der Städte und Gemeinden für Infrastrukturprojekte oder auch für Spekulationen am Immobilienmarkt zwischen 15 und 36 Prozent der gesamten Wirtschaftsleistung Chinas liegen.Massive Überkapazitäten auch bei WerftenDazu kommen massive Überkapazitäten in zahlreichen Branchen. Rongsheng, die größte private Werft Chinas, bat nun die Regierung in Peking und wichtige Aktionäre um Finanzhilfen und warnte zugleich vor einem Verlust im ersten Halbjahr. Experten gehen davon aus, dass das Unternehmen das größte Opfer der Branchenkrise werden könnte. Im vergangenen Jahr gingen die Neuaufträge wegen der Flaute in der Reedereibranche um die Hälfte zurück. (reuters/apa/pm)