Waffen : Deutscher und französischer Panzerhersteller sollen fusionieren

Die Fusionspläne der deutschen Panzerschmiede Krauss-Maffei Wegmann mit dem französischen Konkurrenten Nexter stoßen auf Wohlwollen der Regierungen in Berlin und Paris.

"Die Vereinbarung der Unternehmen ist ein Schritt auf dem Weg hin zur Konsolidierung der europäischen Rüstungsindustrien - dies wird ihre Leistungsfähigkeit sichern", erklärte das deutsche Wirtschaftsministerium.

Ähnlich hatte sich zuvor die französische Regierung geäußert. An der Börse gerieten die Papiere des deutsche Rüstungskonzerns Rheinmetall unter Druck, weil das Unternehmen möglicherweise zu einem Verlierer des Zusammenschlusses werden könnte.

Milliardenumsatz mit Waffen

Durch den Zusammenschluss von KMW und Nexter unter dem Dach einer gemeinsamen Holding würde ein Wehrtechnikkonzern mit annähernd 2 Mrd. Euro Jahresumsatz, einem Auftragsbestand von rund 6,5 Mrd. Euro und mehr als 6.000 Mitarbeitern entstehen.

KMW baut unter anderem den Kampfpanzer Leopard. Die Gespräche zwischen beiden Unternehmen waren nach Angaben aus der Branche bereits vor Monaten angelaufen. Beide Unternehmen teilten am Dienstagabend mit, die Eigentümer hätten in Paris eine Grundsatzerklärung für einen Zusammenschluss bis 2015 unterzeichnet.

"Initialzündung" für europäische Waffenhersteller?

Nach Einschätzung von Experten könnte die Fusion, deren genaue Form noch nicht bekannt ist, eine Initialzündung für die mit Auftragsproblemen kämpfende europäische Rüstungsbranche sein. "Ich vermute, dass dieser Zusammenschluss, wenn er denn passiert, nur der erste Schritt sein wird von einer ganzen Reihe von anderen Schritten in der gleichen Industrie", sagte der Präsident des CDU-Wirtschaftsrats, Kurt Lauk.

Er machte dafür auch die vom deutschen Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel verfochtene restriktive Exportpolitik bei Waffen verantwortlich. Als Folge könnten deutsche Unternehmens aus der Verteidigungstechnik mit ihren Arbeitsplätzen ins Ausland abwandern. "Wenn ich keine Rüstungsexporte mehr zulasse, brauche ich auch keine Rüstungsindustrie mehr", sagte Lauk.

Größte Rüstungsfusion der letzten Jahre

Kommt es zu dem Zusammengehen von Krauss-Maffei Wegmann und dem Staatskonzern Nexter, wäre dies die größte Rüstungsfusion in der jüngeren Vergangenheit. Neben dem Flugzeugbauer Airbus, der auch vielfältige Rüstungsaktivitäten verfolgt, würde damit ein zweiter Branchenriese unter deutsch-französischer Regie entstehen.

Dass sich andere Unternehmen - unter Experten fiel der Name Rheinmetall - an das KMW-Nexter-Bündnis andocken, wird aktuell für eher unwahrscheinlich gehalten. Die Rüstungsindustrie kämpft seit längerem mit den Folgen schrumpfender Wehretats und steht unter dem Druck, sich gegen die US-Konkurrenz behaupten zu müssen.

Berlin kündigt schärfere Prüfungen an - Waffenbauer sehr beunruhigt

Für Unruhe sorgte in der deutschen Industrie zuletzt die Ankündigung Gabriels, Rüstungsexporte in sensible Regionen wie den Nahen Osten erheblich restriktiver zu gestalten. Das soll vor allem Panzer und Kleinwaffen wie Sturmgewehre betreffen.

Gabriels Ministerium machte nun deutlich, Krauss-Maffei würde auch mit einer Fusion den deutschen Exportrichtlinien nicht entgehen. Auch deutsche Zulieferungen innerhalb eines fusionierten Unternehmens unterlägen der Genehmigungspflicht nach den Rüstungsexportkontrollen.

Das gleiche gelte für einen Technologietransfer. Der Zusammenschluss müsse im Übrigen erst daraufhin geprüft werden, ob deutsche Sicherheitsinteressen beeinträchtigt werden. In diesem Fall könne die Regierung das Vorhaben untersagen.

Ein Rheinmetall-Sprecher sagte, die Rechtsabteilung des Unternehmens prüfe derzeit mögliche Konsequenzen einer Fusion von KMW und Nexter auf gemeinschaftliche Projekte und Unternehmen. Der Düsseldorfer Konzern hatte in der Vergangenheit selbst versucht, mit KMW zusammenzugehen. "Wir sind damit aber nicht auf offene Ohren bei KMW gestoßen", sagte der Sprecher.

Was die Geschäftsaussichten betrifft, erwarten Experten kurzfristig zumindest keine negativen Auswirkungen für Rheinmetall. Aktuelle Gemeinschaftsprojekte wie Leopard 2, Puma, Boxer und Panzerhaubitze dürften unberührt bleiben, sagte LBBW-Analyst Stefan Maichl. "Bei zukünftigen Panzerentwicklungen könnten sich für Rheinmetall aber Wettbewerbsnachteile ergeben." Adrian Pehl von Equinet betonte: "Mittelfristig entsteht neben Rheinmetall ein schlagkräftiger Wettbewerber." (reuters/apa/pm)