Meinung : Das Kreuz mit der Mitarbeiter-Soli

Die Bosch-Werksleitung nennt es ein „Zeichen der Solidarität“: 850 Mitarbeiter in Hallein verzichten seit einem Jahr auf vier Prozent ihres Gehalts. Freiwillig, wie es heißt, alles mit den Arbeitnehmervertreter akkordiert.

Das verschafft der Salzburger Fertigung von Systemen zur Abgas-Nachbehandlung vor allem eins: Zeit. Usprünglich war die Verlagerung der Kapazitäten schon für übernächstes Jahr geplant. Jetzt soll sie zumindest bis 2017 gerettet sein. Das Opfer, dass die Mitarbeiter bringen – offenbar ist es nicht umsonst.

Dem Management, das jetzt in der Öffentlichkeit „die Zukunftsorientierung unserer Mitarbeiter“ lobt, ist hoffentlich klar: Es wird sich mehr noch als an seinen Worten an seinen Taten – nämlich nichts unversucht zu lassen, die Fertigung am Standort zu halten – messen lassen müssen. Für die Belegschaft ist der Pakt, der sie spürbare Gehaltsverzichte schlucken ließ, heilig.

In den Branchenkrisen der letzten Jahre köderten Unternehmen Mitarbeiter immer wieder mit Auslastung oder künftigen Gehaltsboni, wenn man jetzt zusammenrücke und einen freiwilligen Gehaltsverzicht zustimme. Nicht immer erinnern sich Unternehmensleitungen später an den ersten Teil der Abmachung, wie jetzt wieder ein Betrieb im Osten Österreichs zeigt: Dort rächte sich der Vertrauensbruch bitter. Der Kredit des Managements ist verspielt, das Verhältnis zur Belegschaft nicht mehr zu kitten.