Stahlindustrie : Chinas Stahlkonzerne sitzen auf 370 Milliarden Euro Schuldenberg

Geringe Margen, dramatische Überproduktion und marode Werke: Nicht nur die europäische Stahlindustrie sondern auch die chinesischen Mitbewerber, die immerhin rund die Hälfte der weltweiten Stahlkapazitäten produziert, kriseln. In Japan ist dies allerdings - im Gegensatz zu Europa - die erste Krise seit dem Beginn des Wirtschaftsbooms in den 90er Jahren.

Wie dramatisch die Situation der Stahlkocher ist, beweisen die Zahlen die überschuldet die der Branchenverband China Iron and Steel Association jetzt veröffentlicht hat. Die 86 großen und mittleren Stahlunternehmen Chinas standen per Ende Juni 2013 mit 3018,9 Milliarden Yuan (etwa 377,36 Milliarden Euro) in der Kreide.

Der durchschnittliche Halbjahresverlust eines Unternehmens belief sich, so die Berechnungen der China Iron and Steel Association auf 34,88 Milliarden Yuan (ca. 4,36 Milliarden Euro). Eine Analyse von 27 Unternehmen, die Halbjahresberichte veröffentlichen ergab, dass die Unternehmen derzeit auf Lagerbeständen in der Höhe von rund 19,78 Milliarden Euro sitzen.

Die chinesische Stahlindustrie ist - wie viele Sektoren, etwa die Automobilindustrie - durch extreme Kleinteiligkeit geprägt: Seit den 1990er Jahren wurden hunderte Stahlunternehmen gegründet. Die massenhaft geflossenen Investitionen der Lokalregierungen in den Infrastrukturausbau ließ diese prosperieren. Seit Beginn der Wirtschaftskrise sind jedoch die Infrastrukturausgaben massiv zurückgenommen worden. Experten erwarten eine - staatlich durchaus gewollte - Insolvenzwelle. So sind in den letzten Wochen bereits die großen Stahlunternehmen Ping Special Steel, Zibo Stahl, Zibo Xinzhi - lokale Riesen - in Konkurs gegangen.

Erst im Juli wurde bekannt (Industriemagazin berichtete), dass die Zentralregierung in China gegen die massiven Überkapazitäten in der lokalen Stahlbranche vorgehen will. Geplant sind großen Fusionen und Umstrukturierungen. Rudolf Loidl